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Management von Mutterkuhherden?

Fragen und Antworten rund um die Rindviehhaltung.
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241 Beiträge • Seite 1 von 17 • 1, 2, 3, 4, 5 ... 17
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Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Manfred » So Okt 26, 2014 15:40

Mich würde interessieren, welche Selektions- und Zuchtziele ihr in euren Mutterkuhherden verfolgt, welche Daten ihr zu den einzelnen Tieren erfasst und wie ihr diese auswertet.

Bisher habe ich mehr oder minder nach Augenmaß selektiert und vorrangig "Problemtiere" aussortiert.
Jetzt stabilisiert sich die Herde langsam und es wird schwieriger zu entscheiden, welche Jungtiere zur Bestandsergänzung bleiben und welche Kühe ausscheiden sollen.

Mein "Zuchtziel" hat sich über die Jahre auch verschoben. Anfangs liefen die Mutterkühe parallel zum Milchvieh meines Vaters und die in Frühjahr auf der Weide geborenen Bullen- und Schlachtfärsenkälber wurden im Spätherbst beim Weideabtrieb abgesetzt und dann im Anbindestall konventionell gemästet.

Nach der Hofübergabe vor 4 Jahren wurde der Betrieb komplett auf Bio-Mutterkuhhaltung umgestellt. Die Tiere werden ganzjährig auf der Weide gehalten. Im Winter steht den Tieren zusätzlich ein eingestreuter Unterstand mit Heu- und Grassilagefütterung zur Verfügung.
Kraftfutter wird keines eingesetzt, nur minimale Mengen Getreideschrot als Lockfutter in der Fanganlage (Vor einer Fangaktion füttere ich meist 2 bis 3 Tage mit je einem Eimer Schrot an.)

Ziel ist eine Art Easy-Care Herde, also mit mögl. wenig Pflege- und Betreuungsaufwand.
Die "Masttiere" sollen auf dem Betrieb vom Gras leben und werden dann über ein regionales Weidefleischprogramm vermarktet.
Wegen der geringen Anzahl Tiere, sollen diese mögl. das ganze Jahr in einer Herde gehalten werden.
Die Abkalbung soll im Frühjahr auf der Weide erfolgen.
Schlachttiere sollen mögl. mit 1,5 Jahren schlachtreif sein, damit sie nicht 2 x überwintert werden müssen.

Bisher habe ich selektiert auf:
-Leichtkalbigkeit
-Gesunde Klauen (wer Klauenpflege braucht, fliegt)
-Parasitenresistenz (wer eine Parasitenbehandlung braucht, fliegt)
-Euterqualität (da bin ich noch nicht zufrieden)
-optischer Eindruck der aufgezogenen Kälber einer Kuh
-seit 2 Jahren auf selbständiges Absetzen des Kalbes (dafür ist u.A. die Kuh mit der besten Aufzuchtleistung gegangen...)

Für das Ziel einer einzelnen Herde habe ich vor 2 Jahren alle Stierkälber kastriert. Mit den Zunahmen war ich aber nicht zufrieden. Ist aber schwer zu bewerten, weil es allgemein ein schlechter Jahrgang war. Der eingeplante Deckbulle hat sich am ersten Tag einen Fuß gebrochen und der schnell herbeigeschaffte Ersatz war keine gute Lösung...
Letztes Jahr habe ich die Stierkälber nicht kastriert und dafür dieses Jahr die Bullen knapp 3 Monate in einer separaten Herden gehalten. 2 Wochen vor der geplanten Deckperiode haben sie dann 2 Zäune platt gemacht, um zu den Kühen zu gelangen.
Auch in der Handhabung beim Verladen für den Schlachttransport sind diese Jungbullen um einiges heikler als die Ochsen aus dem Jahrgang davor.
Ideal wäre es, wenn man sie auf der Weide schießen könnte. Aber dafür fehlen hier bislang die Voraussetzungen.

Mit den Zunahmen der Bullen bin ich auch noch lange nicht zufrieden. Da sie zusammen mit den Kühen überwiegend mit Spätschnitt-Heu überwintert werden, nehmen sie in der Zeit natürlich kaum zu.
Bisher sind 3 von 7 Bullen vom Frühjahr 2013 geschlachtet. Schlachtgewichte 299 bis 342 kg. Wobei die 3 schwersten und der leichteste noch ausstehen. Klassifizierung R1, also zu mager. Aufs ganze Leben gerechnet hatten die 3 Tageszunahmen von gerade mal 870 bis 970 g. (Zum Vergleich: Mein bestes Schlachtkalb aus der Herde bisher hatte 1900 g Tageszunahme).
Auch hat sich herausgestellt, dass die Tiere, die als Kälber die höchsten Zunahmen hatten, am Ende nicht die schwersten sind. Eine Mutter mit viel Milch täuscht also teilweise über die weniger gute Grundfutterverwertung des Kalbes hinweg, oder die viele Milch beeinträchtigt die Pansenentwicklung.
Die Tageszunahme bis zum Absetzen ist für die "Grasmast" also nur bedingt oder gar nicht ein brauchbares Selektionskriterium.

Als nächstes möchte ich für die "Absetzer" im Winter einen Schlupf einrichten, in dem das beste verfügbare Grundfutter vorgelegt wird, damit sie ohne Bedrängung ans beste Futter kommen und so evtl. im Winter bessere Zunahmen haben.

Außerdem habe ich im Sommer oft ein Problem mit Eiweißüberschuss im Weideaufwuchs. Die Tiere haben dann sehr dünnen Kot und man sieht immer wieder welche recht angestrengt Atmen, was ein Zeichen dafür ist, dass sie zur Energiegewinnung Eiweiß verbrennen. Das müsste sich auch über den pH-Wert des Urins nachweisen lassen. Den habe ich aber noch nicht gemessen. Durch diesen Eiweißüberschuss werden der Stoffwechsel und die Leber stark belastet und die Tiere nehmen eher ab als zu.
Hätte ich einen konventionellen Betrieb, würde ich in der Situation ein eiweißarmes, energiereiches Futter zum Ausgleich anbieten. So kann ich nur am Weidemanagement drehen (Futter älter werden lassen, Topgrazing (schnelles Überweiden, wobei bevorzug die zuckerreichen Blattspitzen gefressen werden), oder Spätschnittheu anbieten (das sie aber nicht gerne fressen, wenn energiereiches Futter da ist). An der Schraube muss ich jedenfalls noch drehen...

Was mir noch abgeht, sind gute Kriterien zur Bestimmung der Futterverwertung des einzelnen Tieres.
Die Tageszunahme alleine taugt dafür nicht. Hohe Tageszunahmen sind einfach zu erzielen: Ein mögl. großrahmiges Tier mit mögl. energiereichem Futter vollstopfen.
Ich will aber Tiere, die mein Gras mögl. effektiv in Körpergewicht umsetzen. Und das sind eher mittel- bis kleinrahmige Tiere mit geringeren Tageszunahmen, wie man nicht nur an den Milchviehherden in Neuseeland, sondern auch an vielen Fleischherden in den Amerikas sehen kann.
Am ehesten dürfte als Kriterium dafür die Körperkondition tauben. Je "ausgestopfter" ein Tier auf der gleichen Futtergrundlage, desto besser seine Futterverwertung?
Wenn künstliche Besamung in der Mutterkuhherde nicht so aufwändig wäre, würde ich mir wohl Beefmaster-Sperma oder gleich Embryos (darf ich als Bio ja nicht...) aus den USA besorgen.
Zuletzt geändert von Manfred am Do Nov 27, 2014 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon christoph.04121 » So Okt 26, 2014 17:21

Hallo Manfred,
sehr interessanter Beitrag. Da ich mit meinen Erfahrungen noch total am Anfang stehe kann ich außer Fragen nichts hinzufügen.

Mich würde interessieren welche Rasse od. Kreuzung du hälst?
Wie legst du im Winter das Futter vor? Ich denke das bei Fütterung per überdachter Raufe jedemenge Arbeitszeit eingespart werden kann. Und das dieses Verfahren trotz höherer Futterverluste das bessere ist.
Ich würde meine Zuchtziele auch sehr in Richtung Leichtkalbigkeit legen. Denke das es bei Mutterkuh im Nebenerwerb sehr wichtig ist.
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Manfred » Mo Okt 27, 2014 9:44

Angus, Fleckvieh und Kreuzungen.
Vorratsfütterung mit ganzen Rundballen vor einem selbstgebauten Fressgitter am Unterstand und auf der Weide in Rundraufen, ca. alle 3 bis 4 Tage.
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon christoph.04121 » Mo Okt 27, 2014 12:21

Mästest du deine Absetzer selber oder verkaufst du. Bin mir noch nicht sicher wie ich es machen werde. Denke wenn dann nur die Weiblichen Mästen. Würde auch in diesem Fall eine Vorratsfütterung mit Grassilo funktionieren?
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Manfred » Do Okt 30, 2014 7:13

@Christoph:
Wie oben beschrieben. Die Absetzer sollen zukünftig bleiben und auf der Weide "gemästet" werden.
Natürlich kannst du auch die Weiblichen vorratsfüttern. Die Frage ist halt, ob die die vorgelegten Mengen Silage fressen, bevor das Futter verdirbt.

@Alle:
Ist sonst keiner hier, der sein Konzept vorstellen und diskutieren will?
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Osceola » Do Okt 30, 2014 23:26

Dann fangen wir mal an ..............

Mutterkühe seit den 90-zigern paralel zum Milchvieh Fleckvieh , Rotes Höhenvieh , Limousin & Charolais Kreuzungen . Kein Deckbulle 100 % Besamung . Abkalbung März -Mai Besamungsindex damals 1,3 . Ausmast der Bullen und Weiblichen Tiere Vermarktung normal über den Viehandel .

Ende der 90-ziger Anfang 2000 Milchkühe weg Umstellung auf Bio .

2001 beginn HB-Zucht DA . Ankauf einer Kuh mit Kalb und einer tragenden Färse . Verkauf sämtlicher Kreuzungstiere ausser einer Kuh mit 50% RHV . Nachkommen dieser Tiere bilden seitdem das Grundgerüst der Herde wobei die Färse immer noch da ist mittlerweile fast 16 . Später nochmal Zukauf dreier Absetzer und einer Kuh die aber keinerlei Einfluss auf die Herde nahmen kein Blut mehr vorhanden .
Später nochmal 2 wbl AA - Absetzer gekauft aber das war nicht so ganz das wahre :klug: . Eine hinterliess nichts was das behalten wert gewesen wäre die andere hat sich zumindest über einen Sohn in der Herde verewigt .

Selektion auf :
Interieur ( habe weder Fangstand noch Fressgitter , 17 Blutproben in 29 min )
Exterieur ( seit 12 Jahren mit Ausnahme eines Zuchtbullen 0 Klauenpflege )
Mittelrahmiger Typ SG Kuh sollte so zwischen 330 - 360Kg sein
Fleisch muss aus Gras kommen
Direktvermarktung ( Schlachtausbeute nicht alles was nach Fleisch aussieht hat auch Fleisch := )

Immo Bullenmast aber das geht mir gegen den Strich daher wohl bald Ochsen da auch besser händel & fütterbar mit dem vorhandenen .

Sommer Weidegang / Winter Tieflaufstall mit Laufhof . Vorratsfütterung mit RB Silo ca 5 St 1,20-er reichen 5-6 Tage .
Ackerfutter Kleegras 2-3 Schnittig + meist noch eine Weidenutzung
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Manfred » Fr Okt 31, 2014 0:52

In welchem Alter schlachtest du die Tiere?
Und welche Schlachtgewichte erreichst du?
Die Bullen bekommen auch nur Gras (frisch + konserviert)?
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Osceola » Fr Okt 31, 2014 6:21

Schlachten für die Direktvermarktung meist zwischen 10 - 12 Monaten . SG liegt dann meistens zwischen 190 -220 Kg . Am oberen Bereich bewegen sich eher die ml unten die wbl .
Bullen so um die 22 Monate je nach Bedarf des Abnehmers Gewichte dann idr zwischen 300 - 330 Kg . Nehme da dann aber auch schon mal HV zurück da mein Abnehmer viel Verarbeitungsfleisch benötigt .

Gefüttert wird nur Gras auf der Weide und RB Silage wobei ich die Bullen nicht mehr austreibe nach dem Absetzen . Kenne allerdings einen Konvi ! Betrieb der Angus - Bullen auf der Weide mästet ein Traum die Tierchen . Käme aber für mich nicht in Frage .

Wenn der Absatz da ist werde ich dem Ochsen den Vorzug geben die Zunahmen einer Färse schafft der auch locker und ist bei guter Futtergrundlage (Weide) nicht viel schlechter als der Bulle im Stall mit Silo . Von der Fleischqualität mal ganz zu schweigen (hatte schon mal welche)
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon christoph.04121 » Fr Okt 31, 2014 12:17

Ich denke eine Winterfütterung (Ausmast) der weiblichen Absetzer sollte im Stall erfolgen. Fütterung des Grobfutters mit Heulage in der Rundballenraufe eventuell Heu oder Stroh dazu. Kf bestehend aus einer Getreidemischung Weizen, Gerste und Rapsschrot muß zwei mal von Hand vorgelegt werden. Mineralfutter ist auch ganz wichtig. Maissilage würde ich nicht einsetzen, der bringt in der BGA mehr Geld. Betreibt ihr die Mutterkuhhaltung im Nebenerwerb? Wie löst ihr das Problem mit den Schwergeburten? Die Färsen kalben ja leider nicht immer nachdem Feierabend oder We. Sind eure Arbeitgeber da tolerant? Bei wievielen Kalbungen müßt ihr Geburtshilfe leisten oder holt den TA?
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Manfred » Fr Okt 31, 2014 14:24

Ich bin der Meinung, dass wir für die Weiterentwicklung der Weidetierhaltung alles auf den Prüfstand stellen und uns bei den Profis im Ausland umsehen sollten.
Alles was wir als Landwirte zukaufen oder in den Beitrieb einbringen, wie Maschinen, Energie, Düngemittel, Arbeitskraft, Boden usw. wird immer teurer, während unsere Produktpreise weitgehend stagnieren.
Das Rattenrennen die sinkenden Margen durch mehr Fläche und mehr Menge auszugleichen (schneller, höher, weiter) können wir als Bauern nicht gewinnen. Das führt nur dazu, dass die komplette Landbewirtschaftung in die Hand einiger weniger Großbetriebe wandert.

Der Großteil der Kosten in der Mutterkuhhaltung entfällt auf die Unterbringung und Fütterung im Winter und die damit verbundene Futter- und Einstreubergung, Gülle- oder Mistausbringung und Arbeitszeit.

In den USA gehen mehr und mehr Betriebe dazu über, diese Kosten mögl. komplett abzuschaffen, indem das Weidemanagement so verändert wird, dass das Winterhalbjahr ganz oder zumindest großteils mit stehendem Futtervorrat auf der Weide überbrückt werden kann.
Suchbegriffe z.B. "stockpiling grass" oder "stockpiled forages".

Auch geht man dazu über, das Hauptaugenmerk auf die Grasproduktion zu richten statt auf die Tiere. Die Betriebsleiter drücken das dadurch aus, dass sie sich selbst nicht mehr Cowboy oder Stockman nennen, sondern Grass Farmer. Die Weiden werden so gemanagt, dass das Gras mögl. lange in der optimalen Wachstumshöhe bleibt. Der Viehbestand wird als variable Größe den Bedürfnissen der Grasproduktion angepasst und dient neben der Weidepflege durch Biss, Tritt und Ausscheidungen dazu, das erzeugt Gras mögl. effektiv in ein marktfähiges Produkt umzusetzen. Also weg vom Betriebsziel Kuh und Werkzeug Gras hin zum Betriebsziel Gras und Werkzeug Kuh.
Suchbegriffe z.B. "management intensive grazing", "holistic planned grazing", "mob grazing".

Für mich sind diese Themen noch relativ neu. Dieses Jahr habe ich mich erst mal eingelesen und fange die ersten kleinen Experimente an. Ich bin aber überzeugt, dass da erhebliches Kosteneinsparungs- und Ertragsoptimierungspotential drin steckt.

Außerdem handelt es sich um Produktionsformen, die die Verbraucher gerne sehen und bei entsprechender Vermarktung auch honorieren.
Mir ist es dieses Jahr mehrfach passiert, dass ich bei der Arbeit draußen von Spaziergängern und sogar anhaltenden Autofahrern angesprochen wurde, die sich begeistert über die Weidehaltung geäußert haben. So etwas ist echt Balsam für die Seele. Ein schönes Kontrastprogram zu dem ständigen Bauernbashing-Shitstorm durch diverse NGOs und Medien.
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Qtreiber » Fr Okt 31, 2014 21:07

tyr hat geschrieben:Nur Gras macht nicht fett.

Gras macht fett, glaub's mir. "Stroh auf dem Halm" , wie man es oft auf MuKu-Weiden jedoch sieht, natürlich nicht.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass ich hier ENDLICH gelöscht werden möchte.
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Manfred » Sa Nov 01, 2014 9:12

Ich denke schon, dass da noch erhebliches Optimierungspotential drin steckt.
Mit Ausgleichsfütterung wäre es natürlich einfacher. Zu viel Eiweiß -> Melasse oder Eiweißarmes Getreide. Zu wenig Eiweiß -> Soja etc.
Ohne heißt es erst mal zu lernen, die Weide so zuführen, dass die Nährstoffzusammensetzung im gefressenen Gras stimmt.

Die Weizengras-Mäster in den USA erreichen in der Spitze über 2,5 kg Tageszunahme. Aber halt nur so lange, wie die Leber den Eiweißüberschuss ausgleichen kann (ca. 4 bis max. 6 Wochen). Wenn die Tiere danach in den Feedlot gehen, wo sie eine kohlehydrat-lastige Fütterung erhalten, ist der vorher volle Eiweißspeicher egal. Stell man sie aber nach dem Weizengras weiter auf die Weide, nehmen sie wieder ab...
Auch was gerne als "compensatroy gain" bezeichnet wird, also die schnelle Gewichtszunahme auf jungem Gras im Frühjahr, wenn die Tiere auf knappem, eiweißarmem Futter überwintert wurden, funktioniert nur, bis der Körper anfängt Eiweiß zur Energiegewinnung zu verbrennen.
Gleicht man das Eiweiß durch hochkalorische Kohlehydrate aus (die nötige Struktur im Futter beachten, damit der Pansen nicht kippt), kann man die sehr hohen Zunahmen über einen längeren Zeitraum halten. Setzt man dagegen auf Weideaufwuchs mit weniger Eiweiß und mehr Struktur, sinken die Tageszunahmen, lassen sich aber theoretisch sehr lange auf stabilem Niveau halten.
Bei reiner Grasmast ohne Ergänzungsfutter muss man diesen Mittelweg zwischen hoher Tageszunahme und Vermeidung von Eiweißüberschuss finden. Eine pH-Wert-Messung des Urins der Tiere sollte es erlauben den aktuellen Eiweißstatus zu ermitteln und die Weideführung anzupassen.
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Re: Management von Mutterkuhherden?

Beitragvon Manfred » Mi Nov 05, 2014 10:55

Ein paar Gedanken zur den jährlichen Netto-Kosten der winterlichen Unterbringung und Fütterung.
Meine These ist, dass die Mutterkühe in der Haltung idR mehr kosten als sie einbringen.
Das Beispiel kann jeder mal mit seinen Zahlen durchspielen.

13 Mutterkühe. Frühjahrskalbung. „Weidemast“ der Schlachttiere bis 1,5 Jahre.
Nettoerlös aus Tierverkauf 13.000 Euro/ Jahr.

Kosten für Winterfütterung, Winter-Unterstand und Mistausbringung:

Traktor 70 PS, mit Diesel, ohne Fahrer: 25 Euro/h
Traktor 70 PS mit Anbaugerät/Anhänger, mit Diesel, ohne Fahrer: 30 Euro/h
Arbeitszeit: 15 Euro/h

20 ha mähen, Arbeitsleistung 1 ha/h: 20 x (30+15) Euro = 900 Euro
2 x 20 ha wenden, Arbeitsleistung 2 ha/h: 2x20/2 x (30+15) Euro = 900 Euro
25 ha Schwaden (Futter + Stroh), Arbeitsleistung 1,5 ha/a: 25/1,5 x (30+15) = 750 Euro
Ballenpressen Heu + Stroh, 100 x 1,8 m: 100 x 8 Euro = 800 Euro
Siloballen Pressen und Wickeln, 65 x 1,35 m: 65 x 13 Euro = 845 Euro
Ballen einsammeln: 30 x (30+15) Euro = 1350 Euro
Vorratsfütterung 180 Tage, alle 3 Tage, je 1 h: 60 x (25+15) Euro = 2400 Euro
Ausmisten: 20 x (30-15) Euro = 900 Euro
Maschinen reinigen und schmieren: 10 x 15 Euro = 150 Euro
Abschreibung Weideunterstand und Ballenlager: 2000 Euro
Unterhalt Maschinenhalle (ist abgeschrieben): 200 Euro

Summe: 11.195 Euro
(13.000 Erlös – 11.195 Euro Winterkosten = 1.805 Euro)

Alternativ auf der selben Fläche:
Überwinterung mit stehendem Futtervorrat auf der Weide. Minimale Heuzufütterung.
8 Mutterkühe. Frühjahrskalbung. „Weidemast“ der Schlachttiere bis 1,5 Jahre.
Nettoerlös aus Tierverkauf 8.000 Euro/ Jahr.

5 ha mähen, Arbeitsleistung 1 ha/h: 5 x (30+15) Euro = 225 Euro
2 x 5 ha wenden, Arbeitsleistung 2 ha/h: 2x5/2 x (30+15) Euro = 225 Euro
10 ha Schwaden (nur Futter), Arbeitsleistung 1,5 ha/a: 10/1,5 x (30+15) = 300 Euro
Ballenpressen Heu 45 x 1,8 m: 45 x 8 Euro =360 Euro
Ballen einsammeln: 8 x (30+15) Euro = 360 Euro
Vorratsfütterung 180 Tage, alle 6 Tage, je 1 h: 30 x (25+15) Euro = 1200 Euro
Zaun umstecken 180 Tage, alle 3 Tage, je 30 min: 60/2x15 Euro = 450
Maschinen reinigen und schmieren: 5 x 15 Euro = 75 Euro
Abschreibung Ballenlager: 500 Euro
Unterhalt Maschinenhalle (ist abgeschrieben): 200 Euro

Summe: 3.895 Euro
(8.000 Erlös – 3.895 Euro Winterkosten = 4.105 Euro)
Zuletzt geändert von Manfred am Mi Nov 05, 2014 13:16, insgesamt 1-mal geändert.
„Alles, was wir hören, ist eine Meinung, keine Tatsache. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit.“ Mark Aurel
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