Westerwälder hat geschrieben:Im Grundsatz stimme ich da auch zu. Aber hier im Forum hat man wirklich den Eindruck, dass an einer sachlichen Diskussion zu diesem aus meiner Sicht wichtigen Thema überhaupt kein wirkliches Interesse besteht. Viele ballern alle 3 Wochen mal irgendein "Jäger" Thema los um genau diese dann in eine Ecke zu stellen als die eingebildeten Faulenzer die zu nix zu gebrauchen sind. Damit will man dann den großen Applaus der Mehrheit hier hören und legt sich zufrieden wieder hin. Der Schuldige an allem was draußen falsch läuft ist ja damit klar.
Ich bewirtschafte selbst ein paar ha Grünland und meine 16 ha Wald. Dann kümmere ich mich noch um die 60 ha Waldinteressentenschaft.
Ich bin auch der Jagdpächter und hier im Dorf aufgewachsen und verstehe auch die Jagd gewissermaßen als Verpflichtung wo sich einer im Ort unbedingt drum kümmern muss. Aber ich finde es abstoßend wie hier in manchen Beiträgen pauschal alle Jäger diffamiert werden, beleidigt und beschimpft werden. Häufig von Leuten die beim Thema Jagdpacht und Wildschaden das Maul aufreißen was die Jäger alles zahlen sollen ohne sich auch nur mal Gedanken darüber zu machen was der Jäger für einen Aufwand betreiben soll/muss. Ganz zu schweigen von der eigenen Verpflichtung auch etwas dazu beizutragen das der Schaden gering bleibt.
Der Jäger soll garnichts zahlen, von mir aus bräuchte es nichtmal die Pacht, die ist nämlich eh in fast jedem Fall lächerlich gering wenn man sie dem Schaden gegenüberstellt den zu hohe Schalenwildbestände machen. ( von einigen Ausnahmerevieren mit deutlich über 80Euro/ha mal abgesehen, normal im osten bei uns sind aber eher einstellige Pachtbeträge häufig unter 2 Euro/ha) Dessen Aufgabe sind passende Wildbestände, dann muss er auch nichts zahlen.
Die Jagd kostet mich einen niedrigen 5-stelligen Euro-Betrag jedes Jahr. Die Hälfte davon fliest in die Kasse der Dorfbewohner (Jagdgenossenschaft). Wir jagen mit 7 Leuten im Revier, ich kenn hier jede Ecke von Kindheit an. Mit keinem der Landwirte oder Waldbesitzer hier im Dorf habe ich sowas wie Ärger. Einer ist von Auswärts der hier seine Flächen mit Bio-Gasanalgen Mais zupflastert und mit seinem Verhalten dazu beiträgt das die Schweine schneller produziert werden als wir die schiesen können.
Das mit dem Energieintrag über den Mais ist sicher ein Problem, allerdings nicht im Wald
Bei einem Dorfbewohner darf ich jedes Jahr eine 5m breite Schußschneise in den Mais mulchen ohne das er was dafür haben will, der Andere kommt wegen ein paar aufgewühlten Stellen und macht einen Aufstand und hat direkt die Eurobeträge ausgerechnet.
Und jetzt zum Wildfleisch, das ich ja so "gewinnbringend" verkaufen darf. Da kommt auch kein Landwirt und fragt mal nach einem Stück Rehrücken, geschenkt ja gerne, aber dafür bezahlen? Näh, 20 Euro? Viel zu teuer. Das sind eher die Zugezogenen und Nichtlandwirte im Dorf, die kaufen schon mal gerne was.
Warum sollte ein landwirt der selber Vieh hat oder ein Jäger der selber eine Jagd hat einem anderen Wild abkaufen? Klar, der Wildabsatz ist mühsam, ich spreche da aus Erfahrung. Aber unmöglich ist es auch nicht. Es gibt ja durchaus auch einige Jäger die damit sogar Geld verdienen, auch außerhalb von ballungsgebieten. geht aber meistens nur über veredeltes Fleisch.
Und neben den Waldbesitzern und Landwirten hab ich dann noch die Jogger, Reiter, Modellflieger, Geo-Catcher, Mountenbikefahrer, Wanderer die mich böse angucken wenn ich abends ins Revier fahre (morgens liegen die noch im Bett), manchmal auf meinem eigenen privaten Waldweg werd ich angemacht, weil ich ja der Jäger bin und von denen hört man ja einiges. Ja, ich fahre, nicht weil ich zu faul zum gehen bin, sondern weil ich auf der Rückfahrt was transportieren will. Ein Jäger der zu Fuß geht, was will der schießen?
Das geht uns allen so
Ich werd das auch weiter machen, warum weis ich selber nicht. Vernünftig ist das jedenfalls nicht eine Jagd zu pachten.
Naja, ist halt ein Hobby, das gewinnabwerfend zu betreiben ist schwierig. Aber schön ist die Jagd eben trotzdem.
Ich sag es nochmal: Wer sich über seinen Jagdpächter beschwert ist es selber schuld, es bekommt keine Jagdgenossenschaft einen Jagdpächter aufgezwungen, jede sucht sich ihren selbst oder geht einfach selbst auf die Jagd. Wer meint er müsste dem Zahnarzt aus der Stadt verpachten weil der viel mehr zahlt, dann lebt mit den Konsequenzen. Wer selbst bei der Jagd mithilft kann sachlich mitreden, die meisten Anderen palavern hier nur dumm rum. Wenn es Einer besser kann, dann soll er bitte antreten!
Ich z.B. gehe selber auf Jagd. Deshalb weiß ich recht genau wovon ich rede. ich kann aber keine 10 reviere pachten weil ich dort überall ein paar ha Fläche habe. ich mich darauf verlassen das der Jäger mit dem von mir gepachtetem recht verantwortungsvoll umgeht. Es scheint bei dir läuft es. Aber es gibt eben auch sehr viele wo es leider nicht läuft. Wie gesagt, ich erwarte einen Wildbestand der eine Naturverjüngung der Hauptbaumarten zulässt wenn das Licht passt. Bitte erkläre mir wo bzw warum das zu viel verlangt sein könnte falls du es so siehst.
So jetzt könnt ihr meinen Beitrag zerreißen, ich hab alles gesagt was ich zu dem Thema zu sagen hab.
Bleibt friedlich
Westerwälder
(Ach ja, seit 01.05. diesen Jahres 18 Stück Rehwild und 11 Sauen auf 390 ha. Ob das gut oder schlecht ist können die Experten hier ja besser beurteilen.)
Ob das was das rehwild angeht gut oder schlecht ist wird relativ schnell klar wenn du ein Foto von einem Weisergatter und einer Fläche daneben im lichten Wald einstellst. Ohne sowas wird das hier keiner beurteilen können, Zahlen da sagen praktisch nichts aus aber das weißt du sicher selber


Ein Botaniker ist sowas wie ein Cowboy, der auf einem Pony reitet