Hallo Meini, natürlich hast Du in allen Punkten Recht. Ich bin auch der Meinung das Subsistenzlandwirtschaft das Ernährungsproblem nicht lösen kann. Es geht mir darum, örtlich angepasste Methoden anzutesten die stets das Potenzial haben müssen, auch im größeren Stil umsetzbar zu sein. Dadurch kommen viele Methoden in Europa nicht in Frage da sie z.B. zu viel Kapital und/oder technischen Service erfordern. Dafür gibt es hier reichlich billige Arbeitskräfte und kaum Auflagen und Bürokratie.
Unser Stall ist in Modulbauweise konzipiert, kann also beliebig verlängert werden. Alle Futtermittel sind lokal hergestellt und der Dung wird ja bereits jetzt teilweise gesammelt und kompostiert. Wird die Anlage größer gibt es auch bessere Methoden um einen noch höheren Prozentsatz zu verwerten. Ein großer Vorteil ist, das hier rund ums Jahr gepflanzt wird. Das erspart z.B. große Güllelager. Es wird auch immer mehr organischer Dünger eingesetzt was bereits dazu führt das Hühnerdung und die Holzkohle/Aschemischungen richtig teuer geworden sind. Da ist Schweinedung dann in einigen Bereichen eine mögliche Alternative, die bislang kaum genutzt wird.
Ab einer gewissen Größe würde es sich lohnen direkt auf der Farm zu schlachten. Das würde die Tiertransporte und Diebstahlverluste auf dem Schlachthof (großes Thema hier) auf Null senken. Wenn es uns dann noch gelingt das Fleisch sofort nach der Schlachtung irgendwie zu konservieren (anbraten, einfrieren, Wurst machen usw.) wird das hier ein Selbstgänger der sofort von vielen anderen Farmern immitiert wird und damit die Probleme der herkömmlichen Hinterhofhaltung reduziert.
Das ist also eine wesentlich komplexere Sache als ein Mastbetrieb in Deutschland. Die brauchen sich nicht um die Futtermittelherstellung, Verwertung von Farmabfällen, Tiertransporte, Schlachtung, Weiterverarbeitung und Vermarktung zu kümmern. Es ist auch keineswegs sicher das wir das alles am Ende auch optimal hinkriegen, aber wenn man es nicht versucht, wird man es nie wissen. Jedenfalls habe ich eine Strategie entwickelt die bislang in vielen Bereichen funktioniert hat:
Zuerst erstelle ich eine Liste mit allen potenziellen Einzelproblemen die bei einem neuen Projekt auftreten könnten, und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette. Dann versuche ich, mit Hilfe von Experten, für jedes Einzelproblem eine machbare Lösung zu finden. Gelingt dies nicht, ist das Einzelprojekt auf Eis gelegt und ich wende mich einer anderen Unternehmung zu. Gibt es hingegen für alle Probleme Lösungsmöglichkeiten, beginnen wir mit der praktischen Umsetzung, zunächst im kleinen Stil. Wenn das dann funktioniert kommt die Ausweitung im kommerziellen Maßstab.

