Todde hat geschrieben:
40% oder mehr, der heutigen Bio-Fläche wird von konventionellen Landwirten bewirtschaftet, sind alles 2. Betriebe, die dem Wunsch der Politik nachkommen und Prämien somit abgreifen, damit man jedes Jahr den "Bio-Boom" verkünden kann.
Die heimische Bio-erzeugung ist doch seit Jahren rückläufig, weil importierte Bio-Erzeugnisse wesentlich billiger sind und nur das zählt beim Verbraucher.
Ja, du hast leider recht!
Mittlerweile werden fast 60% der bundesdeutschen Bio-Erzeugung ausschließlich nach EU-Bio-Standard erzeugt und über die Discounter und Supermärkte mit verramscht. Aus diesen Marktaktivitäten resultiert auch ein Druck auf die Erzeugerpreise für sogen. Verbandsware. Wie mir ein Kollege jetzt mitteilte, zahlten auch Erzeugergemeinschaften mit Verbandszugehörigkeit, für z.B. Backweizen als Basispreis lediglich knapp über 300€/t. Dazu kommen zwar im Verlaufe des nächsten Jahres noch ein paar Zuschläge aber wirtschaftlich sinnvoll ist diese Erzeugung für viele Bio-Betriebe nicht mehr.
Bei den Kunden für Bio-Erzeugnisse gibt es zwei Gruppen. Die erste hat schon die Anfänge des Bio-Anbaus in D. miterlebt und kauft, mittlerweile in der zweiten oder dritten Generation, ihre Bio-Produkte im Fachmarkt. Das ist ein stabiler Markt, dessen Kundschaft allerdings nicht einmal 10% aller Verbraucher ausmacht. Diese Kundschaft ist fast nicht erweiterbar! Die andere Gruppe sind die Gelegenheits-Bio-Käufer. Sie kaufen mittlerweile den größeren Teil der Bioprodukte aber eben nur, wenn der Preis stimmt oder man in Laune ist. Ostern und Weihnachten sind die Termine, zu denen hier ein großer Teil des Biomarktes boomt. Große industrielle Verarbeiter, die für die Discounter und Supermärkte Bio-Erzeugnisse verarbeiten, tätigen fast nur noch Alibi-Einkäufe bei den Verbandbetrieben. Über kurz oder lang, wird hier die "teure" Bio-Ware wohl ausgelistet werden. Anfänge gibt es schon im Süden bei der Verarbeitung von Rind- und Schweinefleisch. Eher als handwerklich zu bezeichnende verbandsorganisierte Verarbeitungsbetriebe geraten zunehmend unter Preisdruck, wenn sie Ware mit Verbandslogo in den Supermärkten plazieren wollen. In diesen Läden regiert der Preis! Produkt- und Prozessqualität sind da eher Fremdwörter mit denen der gemeine Kunde nichts anfangen kann. Schwierig wird es dort, wo das Bioprodukt sich nur noch durch die Prozessqualität abgrenzen kann. Ein solcher Markt ist der für Bio-Schweinefleich. Die Angleichung an die konv. Qualitätsparameter(z.B. MfA) hat hier zu Produkten geführt, die es früher als Bioware nicht gegeben hat. Fleisch von Rassen mit hohem intramuskulären Fettgehalt, bekommt man heute nur noch direkt beim Erzeuger oder im Bio-Fachhandel. Bei den konv. Verkäufern wird das Produkt nachgefragt, wenn der Preisunterschied nur gering ist. Ein unregelmäßiges Angebot lässt den Bio-Einkauf im Supermarkt und beim Discounter so zum Zufallgeschäft werden. So wie es auch gewollt ist!