Ich dachte, in Franken gibts diesjahr nicht viel oder hat der Fahrer an der Stelle gerade die Bänder gereinigt? Da wird bis zum Herbst nicht viel übrig bleiben, sieht eher nach einer "Übermengenbeseitigung" aus, was nicht abgeschlagen ist, wird in 3 Tagen braun sein, eine Lese lohnt sich dann kaum noch. Nun, der Holzreife für das nächste Jahr wirds zugute kommen.
Ich verstehe die Schockreaktion einiger Mitglieder dieses Forums. Daher möchte ich einiges erläutern:
Es handelt sich bei dem Weinberg um einen Versuch von vielleicht einem halben Hektar in einem größeren Betrieb in der Region. Auch dieser wurde mit ca. 30 ha Flächen, auf denen nach der Frostnacht anfangs Mai kein Trieb mehr stand, erheblich vom Frost getroffen. Nur leider kann auch der nichts von einem Stock, der zu viel trägt, an einen anderen hängen.
Wie ich gesehen habe, wurden in dem Versuch unter Beobachtung vieler Fachleute eine Vielzahl von Einstellungen der Maschine ausprobiert. In der "Nullzeile" ohne Ausdünnung habe ich an einem schwachen Stock über 50 Trauben gezählt. Der Standard für eine "normal" geschnittene Anlage wären bei uns in der Region 12 - 15. Ausdünnen war also dringend nötig. Ein Kollege meinte gestern gehört zu haben, dass Experten die Ertragserwartung des Weinbergs (unter Vorsaussetzung einer gesunden Abreife) vor der Ausdünnung auf deutlich über 200 hl / ha eingeschätzt hätten. Die gesetzliche betriebliche Obergrenze in Franken liegt bei 90 hl / ha. Der betreffende Betrieb hatte sich in den letzten Jahren eher an 70 orientiert.
Der dargestellte Stock ist in einer der Reihen, in der am massivsten ausgedünnt wurde. Allerdings hatte ich nicht erwartet wie der schon einen Tag später aussieht:
Nachdem es gestern unmittelbar nach der Maßnahme auch noch 45 mm geregnet hat, hoffe ich nur, dass es der Bortrytis momentan zu kalt ist. Sonst wird das wirklich, wie einer meiner Vorposter meinte, ein Totalausfall.
Ihr seid einfach viel zu spät! Gibb oder Regalis ordentlich vorgehalten reicht in solchen Anlagen meist. Ansonsten Schrotkorngröße, spätestens. Sonst kommt sowas halt dabei raus.
[quote="Wein-Franke"] Wie ich gesehen habe, wurden in dem Versuch unter Beobachtung vieler Fachleute eine Vielzahl von Einstellungen der Maschine ausprobiert. quote]
Was waren das für "Fachleute"? Da kann ich nur sagen: "Viele Köche verderben den Brei!" Hoffentlich sind die anderen Zeilen moderater ausgedünnt!
das sieht ja schlimmer aus als nach so manchem hagel... qualität kann man so aber auch keine produzieren. was sollen sone vollernterausdünnung aufs ha kosten ? billig is das bestimmt nicht gerade.
Opera hat geschrieben:[...] Gibb oder Regalis ordentlich vorgehalten reicht in solchen Anlagen meist. [...]
Wie steht es da um die Zulassung? Für mich war es in meinen Standardanlagen nie ein Thema, aber ich meine mich zu erinnern, dass diese Regulatoren nur in einzeln benannten, dichtbeerigen Sorten erlaubt seien. Und Müller-Thurgau oder Bachus sind mir in dem Zusammenhan nicht geläufig. Oder gibt es da regionale Unterschiede oder Zulassungsunterschiede je nach Erziehungssystem?
Ich will natürlich nicht, dass hier jemand dazu verleitet wird, etwas Verbotenes zu tun.
Die angeschlagenen Beeren und Stiele trocknen offensichtlich ohne Auswirkungen auf die benachbarten Beeren ein.
Wie gesagt, der Stock, den ich jetzt mehrmals fotografiert habe, ist aus einer der extrem ausgedünnten Reihen. Sicherlich wird man mit etwas Erfahrung auch ein geeignetes Mittelmaß finden. Wenn man damit auch noch das Spätfrostrisiko etwas besser in den Griff bekommt, werde ich den Versuch sicher weiter beobachten.
Bis auf das Einziehen von Mettalklammern an den Doppeldrähten habe ich bisher niemanden mit Handarbeiten in der Anlage gesehen. Nachdem das kein Familienbetrieb ist, hat das maschinelle Ausdünnen sicherlich nur einen Bruchteil dessen gekostet, als sonst die Saisonkräfte zum Rausziehen, Ausbrechen, Reinstecken,... . Die Leidtragenden dieser Erziehungsform heißen also wohl in erster Linie Marek, Leschek und Wladimir.
Hatten dieses Jahr auch eine kleinere Müller-Thurgau-Fläche auf MS im Spalier umgestellt.
Anfang Juli hatten wir den VE durfahren lassen, subjektiv hätte der wohl einen Tick mehr ausdünnen können, man unterschätzt aber auch gerne die angeschlagenen Trauben, die dann eingehen.
Gestern haben wir mal bei ein paar Anlagen Mostgewicht gemessen. Während bei Normalerziehung Müller-Thurgau das Mostgewicht bei etwa 45° lag, hatte der MS knapp 40°. Bedenkt man laut der Presse die etwa 10- bis 14tägige spätere Lese, kommt es wohl aufs gleiche raus.
Auch wenn es noch schwer zu sagen ist, schätze ich den Ertrag aber deutlich auf Über-Kontingent-Niveau.
gestern hat der Weinbauring Franken in seinem Rundschreiben über den Versuch berichtet, aus dem ich ein paar Bilder vorgestellt hatte. Er wurde von der LWG (Bayerische Landesanstal für Weinbau und Gartenbau - Veitshöchheim) betreut. Es handelte sich ja um eine Altanlage eines privaten Winzers im Umstellungsjahr. Im Vergleich zur "Nullparzelle", die bei 68 ° Oe fast 230 kg Trauben je Ar brachte, war die Reduzierung durch die "mechanische Teilentfruchtung" eindeutig zu hoch. In der extremsten Parzelle blieben gerade noch 40 kg / Ar. Es hatte sich gezeigt, dass in den Wochen nach der Maßnahme noch mindestens genauso viel durch späteres Ausdürren reduziert wurde, wie unmittelbar bei der Überfahrt mit dem Vollernter erkennbar war.
Des weiteren waren die Inhaltsstoffe bei der Lese unbefriedigend. Selbst in der Extremparzelle kam der Silvaner nur knapp über 80° Oechsle. Die Vermutung der Experten ist, dass aufgrund der Schädigung und des Wachstumsschocks zu viel Reservestoffe für den notwendigen Neuwuchs von Blättern verbraucht wurden.
In einem zweiten Versuch, von dem in dem Rundschreiben berichtet wird, wurde mit niedrigeren Schlagzahlen gearbeitet. Dort sind die Ertrags- und messbaren Qualitäts-Daten durchaus mit der klassischen Bogenerziehung mit klassischer Handarbeit vergleichbar. Die Weine aus den Parzellen werden in den Sorten- und Versuchsweinverkostungen der LWG zu gegebener Zeit vorgestellt werden.
Fazit: Es wird sicherlich noch einige Jahre dauern, bis ausreichende Erfahrungen zur angemessenen Teilentfruchtung vorliegen. Um eine bessere Datengrundlage zu schaffen, ist die LWG ist daher daran interessiert, möglichst viele Praxisschläge in ihrem Zuständigkeitsbereich, die bereits umgestellt sind, wissenschaftlich zu begleiten.