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Pflug - Fluch oder Segen?

Hier ist Platz für alles was auf dem Acker wächst ;-).
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon zwetschgenbaum » So Jan 25, 2015 19:15

Wie funktioniert der Herbizideinsatz bei Direktsaat?
Mein Pflanzenbauberater sagt nämlich: wenn zu viel organischen Masse an der Bodenoberfläche ist wirken die Herbizide nicht mehr so gut.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Holmer 91 » So Jan 25, 2015 20:10

Hallo,

na kommt auch auf das Herbizid an, das du einsetzt.
Außerdem müsste man bei wirklicher Direktsaat auch überhaupt ein geringerer Unkrautdruck da sein wenn man es schafft den Boden fast durchgehend zu bedecken.

Vllt. können die Direktsaatpraktizierenden auch noch ihre Erfahrungen zu dem Thema mitteilen.

mfg, Holmer
"... Kühe sind schon auch ganz cool, aber Schweine sind halt einfach geil."
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Crazy Horse » Mo Jan 26, 2015 2:52

Grenzwächter hat geschrieben:Bei mir ist das auch so das die Erträge niedriger sind bei der Mulchsaat als bei der gepflügten Fläche. Da hier eh alles spät ist, angefangen bei der Ernte, kann ich auch nicht umbedingt immer die besten Voraussetzungen für die Mulchsaat schaffen . Nächstes Problem ist da ich in der Wasserzone liege darf ich im Herbst kaum bis nicht´s düngen (zu Raps geht´s zur Strohrotte nein) und dadurch ist die Herbst Entwicklung dementsprechend schlechter oder ich empfinde das so. Im Frühjahr darf hier max 50N zur ersten Gabe gefahren werden und dann sind die Mulchsaat Flächen komplett im Verzug da der Dünger dann nicht an die Pflanze sonder in den Ernte Rückständen verschwindet. Habe es dann versuchsweise so gemacht das ich dann mit 100N einen halben Acker gedüngt habe dann ist der unterschied kaum noch zu sehen. Da die hier aber gerne kontrollieren kann ich nicht einfach auf dauer die Dünger Menge erhöhen.

Wie Lösen diese Probleme die Mulchsaat Krack´s?

Mfg

Grenzwächter



Das ist doch alles Quatsch!
Ich kann nur sagen, dass sich die Erträge deutlich stabilisiert haben, seit ich nicht mehr pflüge. Erträge von 8-9 to/ha auf unseren flachgründigen, hitzigen Buckeln waren früher undenkbar, weil einfach Trocken- und Hitzestress höhere Erträge immer zunichte gemacht haben. Und früher, als wir noch Tierhaltung hatten, hatten wir auch noch Festmist und Jauche zur Düngung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit - etwas was mir auch abgeht, weil ich außer Erntereste und Zwischenfrüchte zur Gründüngung keinen organischen Dünger zur Verfügung hab.
Und allein schon aus diesem Grund bin ich bestrebt, die kleingemulchten Erntereste nur oberflächennah einzuarbeiten und nicht tief zu vergraben.

Wir haben zudem recht tonige Böden (lT bzw. T), die schwer durchwurzelbar sind und wo die eingetrockneten harten Kluten nur sehr schwer zerfallen und nass ne richtig speckige Knetmasse milden. Da kommst Du mit dem (P)Fluch nicht weit. Diese Böden haben aber den Vorteil, dass sie organische Masse sehr gut binden. Der Schlüssel zum Erfolg ist hier ganz klar eine frühe Bodenbearbeitung unter trockenen Bedingungen mit anschließender Einebnung und Rückverfestigung mit der Kreiselegge. Der Boden muss sich absetzen und die Kluten müssen mürbe werden, so dass man bei der Saat ein feinkrümeliges Saatbett erhält. Ich fahr da auch gar nicht mehr drauf rum, sondern spritz vor der Saat nur noch das Ausfallgetreide/Unkraut ab.

In einem fruchtbaren Boden bedarf es meiner Meinung nach keiner N-Düngung im Herbst (Ausnahme Raps), auch wenn die Strohrotte natürlich Stickstoff bindet. Meine Empfehlung hierfür ist einfach die Saat (insb. der Wintergerste) auf Anfach Oktober verschieben und die Saatstärke etwas zu erhöhen. Es gibt nichts Schlimmeres als eine frühgesäte Gerste, die schlecht wachsen will und dann womöglich noch von virusbeladenen Läusen parasitiert wird oder durch die verabreichten Bodenherbozode und latenten N-Mangel gelb wird. Kleinere Pflänzchen leiden nicht so sehr unter diesen Stresssymptomen. Vor allem aber wächst das Getreide auch im Dezember und Januar an sonnigen Tagen noch sehr schön weiter. Mein Wintergetreide hatte die letzten Jahre nie irgendwelche Entwicklungsrückstände gegenüber den Pflugkollegen, die im Sommer/Herbst immer noch ihre Gülle drauffahren.

Und im Frühjahr gibt es dann halt Stickstoff und Schwefel - 80N mit der ersten Gabe. Da darf man dann auch nicht kleckern. Die Nmin-Werte in viehlosen Betrieben sind ja eh nicht so hoch.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Raider » Mo Jan 26, 2015 10:30

Crazy Horse hat geschrieben:Das ist doch alles Quatsch!


sehr qualifizierter Beitrag... :roll:
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Ice » Mo Jan 26, 2015 10:45

Also ich bin bei weitem kein Ackerbau/Mulchsaatprofi, hab auch Gärtner/Obstbau gelernt weil die Erdbeeren unser Schwerpunkt sind.
Was ich jedoch für mich festgestellt habe, wenn ich einfach den Pflug durch einmal grubbern tausche dann werden die Erträge nicht besser.
Für mich als zusätztlich sehr unerfahreren Menschen (24 Jahre) liegt die Herrausfoderung darin, die Richigen Entscheidungen zu treffen in Hinsicht auf : Fruchtfolge, Saat/Bearbeitungszeitpunkt etc.
Ich bin der Erste den ich persönlich kenne, der Erdbeeren in Mulchsaat macht. Klappt aber sehr sehr gut, die Struktur nach Erbsen und Tagetes ist einfach traumhaft, dazu Kompost. Die Erdbeeren, welche extrem auf schlechte Bodenverhältnisse reagieren zeigen sich sehr gesund wodurch ich im Herbst kaum noch Mehltaumaßnahmen durchführe.

Wenn ich durch Tauschen dann eine Rübenparzelle für Erdbeeren bekomme, dann pflüge ich meist eine Winterfruche, das ist mir dann doch sicherer.

Mulchsaat ist für mich persönlich eindeutig anspruchsvoller aber es macht mir auch sehr viel Spaß sich da Möglichkeiten zu überlegen wie man die entsprechende Situation löst.
Bis jetzt habe ich auch noch Glück gehabt, dass ich mit den System noch keinen richtigen Misserfolg gehabt habe.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Ulikum » Mo Jan 26, 2015 11:10

Grenzwächter hat geschrieben:Bei mir ist das auch so das die Erträge niedriger sind bei der Mulchsaat als bei der gepflügten Fläche. Da hier eh alles spät ist, angefangen bei der Ernte, kann ich auch nicht umbedingt immer die besten Voraussetzungen für die Mulchsaat schaffen . Nächstes Problem ist da ich in der Wasserzone liege darf ich im Herbst kaum bis nicht´s düngen (zu Raps geht´s zur Strohrotte nein) und dadurch ist die Herbst Entwicklung dementsprechend schlechter oder ich empfinde das so. Im Frühjahr darf hier max 50N zur ersten Gabe gefahren werden und dann sind die Mulchsaat Flächen komplett im Verzug da der Dünger dann nicht an die Pflanze sonder in den Ernte Rückständen verschwindet. Habe es dann versuchsweise so gemacht das ich dann mit 100N einen halben Acker gedüngt habe dann ist der unterschied kaum noch zu sehen. Da die hier aber gerne kontrollieren kann ich nicht einfach auf dauer die Dünger Menge erhöhen.

Wie Lösen diese Probleme die Mulchsaat Krack´s?

Mfg

Grenzwächter


:mrgreen:
mein Tipp beschäftige dich mal mit dem Stroh,
eine bessere Verteilung,
einen Arbeitsgang mit dem Mulcher zur weiteren Zerkleinerung bewirken im Herbst oft Wunder,
Die zukünftige Düngeverordnung wird gerade im Bereich Stroh für neue Lösungsansätze sorgen.
Die Startprobleme im Frühjahr liegen meist nicht am Stroh, sondern daran das die Böden fester lagern und sich dadurch langsamer erwärmen.

Mit der Mulch und/oder Direktsaat habe ich es persönlich auch nicht geschafft höhere Erträge zu generieren.
Sehr wohl aber konstantere Erträge und eine bessere Rentabilität im Ackerbau.

Wer nur auf höhere Erträge aus ist sollte meiner Meinung nach in unserer gemäßigten Klimazone beim Pflug bleiben.

Die Diskussion Pflanzenschutz ist müßig, sie hängt weitestgehend vom Landwirt ab und wie er sein System im Griff hat.
Das eine Veränderung der Bearbeitungsintensität des Bodens auch eine Veränderung im Pflanzenschutz nach sich zieht sollte jedem bewusst sein da es sich hier ja um ein komplexes System handelt.
Das eine Veränderung der Fruchtfolge einen andere Pflanzenschutzstrategien notwendig macht stellt ja auch niemand in Frage.
Für das, was ich schreibe bin Ich verantwortlich.!
Nicht für das, was Du verstehst!
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » Mo Jan 26, 2015 12:28

Ob eine Umstellung des Systems, hin zum pfluglosen Anbau in all seinen Facetten, für höhere, gleichbleibende oder geringere Erträge sorgt, kann auf gar keinen Fall pauschal beantwortet werden. Denn das hängt in aller erster Linie schon mal mit dem Standort zusammen und wie der Landwirt die Umstellung als ganzes System verinnerlicht. Es ist ein Irrtum zu glauben, man lässt bloß den Pflug weg und es hagelt rosa Schäfchen. Wer das so handhabt, wird sich mittelfristig gesehen in die lange Schlage der "Rückkehrer" einreihen.

Je intensiver ich mich Richtung Mulchsaat oder gar Direktsaat bewege, desto wichtiger ist es, den Anbau in ein geschlossenes System zu integrieren und mit breitem Wissen aufgestellt zu sein. Es gibt dort keine Reset-Taste, die (erstmal) alle Probleme, im wahrsten Sinne des Wortes, begräbt. Fehler, seien es im Bereich Pflanzenschutz, dem Erzeugen von Verdichtungen, der FF oder was auch immer, kommen mit abnehmender Eingriffsintensität stärker zum Tragen. Somit steigen tendenziell die Ansprüche an den Betriebsleiter in Punkto Wissen rund um Pflanze und Boden, sowie der Risikobereitschaft. Der Hirnschmalz muss öfter betätigt werden, die Reaktion auf Veränderungen flexibler gestaltet sein. Aber an dieser Stelle stoppe ich und versuche nicht weiter, die Unterschiede zu erklären, denn das würde hier den Rahmen sprengen.

Ob der jeweilige Standort zu konservierenden Systemen passt, kann ebenfalls nicht pauschal beantwortet werden. Ein paar Dinge kann man nach aktuellem Wissensstand dennoch ableiten.
So spielt das Bodenbearbeitungssystem auf den sehr guten, tiefgründigen Böden eine eher untergeordnete Rolle. Schaffe ich es dort, keine Strukturschäden, Resistenzen, Schädlingsprobleme etc. zu züchten, was ja indirekt mit der Aufmerksamkeit und des Know-Hows des Landwirtes zu tun hat, so wird sich der Ertrag in vielen Fällen überhaupt nicht signifikant unterscheiden. Dort sind die Verfahren in der Regel im Schnitt der Jahre alle auf einem sehr ähnlichen Niveau mit geringen Streuungen. Das Ertragspotenzial kann mit der Direktsaat genauso wie mit dem Pfluganbau erreicht werden. An dieser Stelle profitieren dann aufgrund der geringeren Arbeitserledigungskosten (etc.) recht eindeutig die bodenbearbeitungsextensiveren Systeme. Darunter fällt auch ganz klar mein Standort. (Mal auf die Standardkulturen bezogen- es ist klar, dass sich beispielsweise der Anbau von Kartoffeln in DS auf Grund der Definition schon ausschließt.)

Je größer die Probleme mit der Wasserknappheit sind, desto überwiegender sind die Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung. Habe ich dazu noch gute Böden, kann es sein, dass bei der Direktsaat mit durchgängig geschlossener Mulchschicht und dichtlagerndem, gut wasserführendem Boden, mal ganz flott 40 % mehr ernte. Das gilt allerdings auch nicht generell. An dieser Stelle stoppe ich wieder, sonst fange ich gleich mit Bodentypen/-arten und Co. an...

In den Höhenlagen, mit den sehr kalten und trägen Böden, beispielsweise irgendwo im hohen Hundsrück oder der Eifel, ergibt sich oftmals ein anderes Bild. Dort überwiegen häufig die Vorteile der tiefen Lockerung (ich mache bewusst keinen Unterschied zwischen "Pfluglosanbau intensiv" und dem Pflug, denn diese Systeme sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlicher als so mancher denkt). Das spiegelt sich dann auch in den Erträgen wieder. Hier fällt die Direktsaat im Vergleich zu der Pflugsaat, oder der intensiven Lockerung mit dem Grubber, teilweise stark ab mit Relativen um 60 %. In diesem Fall ist auch klar, dass die Wirtschaftlichkeit eindeutig bei den intensiven Verfahren liegt, denn diese Ertragsrückgänge können durch Einsparungen bei den Arbeitserledigungskosten bei Weitem nicht kompensiert werden. Dort macht es dann auch keinen Sinn, auf Bodenbearbeitung zu verzichten.

Es ist klar, dass die Direktsaat im Vergleich zum Pflugverfahren etwas an Ertrag einsparen KÖNNTE um gleichwertig zu sein. Aber das sollte nicht der Weg sein. Es muss versucht werden, das Ertragsniveau möglichst auszuschöpfen. Die geringeren Kosten stellen die zusätzliche Rente dar, sprich, erhöhen meine Gewinne.

Aber mal im Ernst: Mal nach anderen Ansätzen gesucht als: "Wir ernten x dt/ha weniger, lohnt das?" Ich ziehe die Geschichte mal andersrum auf:
Ein Punkt, der mir persönlich viel zu wenig beleuchtet wird, ist die Wertschätzung der eigenen Arbeit. Wenn ich es schaffe, nach Vollzeitanalyse meine Arbeitsstunden/ha (Nettoarbeitszeit, Bürozeit usw.) um 3 oder 4 Stunden gegenüber anderen Varianten zu verringern, denn da ist großes Potenzial gegeben, dann schreibe ich mir da 200 Euro/ha gut. Das ist zwar eine "fiktive" Zahl, die sich nicht direkt an der Liquidität auf dem Konto niederschlägt. Aber das ist meine Arbeit wert und wenn ich mich irgendwo als Techniker und Agraringenieur mit Praxiserfahrung bewerbe, bekomme ich das Geld auch. So sollte man als Unternehmer rechnen. Wer setzt sich 10 Euro Stundenlohn bei der Berechnung des eigenen Gehaltes an, was ja auch noch einem Bruttolohn entsprechen würde? Derjenige kann doch den Schuss nicht gehört haben. So, und wenn ich so rechne, dann ist es auf einmal HOCHrelevant, ob ich 5 oder 8 h auf dem Acker verbringe und zwei oder drei mal grubbere, dann pflüge und anschließend noch mal im Schneckentempo mit der Kreiselegge säe (was zudem viel einen extrem viel höheren Kapitalbedarf an Maschinenaufwendungungen / ha erfordert um die ganzen Maschinen mehr oder weniger zeitgleich mit irrsinnigem Kraftaufwand über den Acker zu ziehen) oder ob ich gar nichts mache oder vielleicht maximal mal mit der Federzinkenegge durchfahre und dann mit einer leichtzügigen Direktsaatmaschine und 0,5 PS/ha Gesamtfläche bei reduzierter Drehzahl entspannt drille. Natürlich ist auch hier die Wechselwirkung aus Schlagkraft-> Einsparung Arbeitszeit und dem dicksten Brocken der Maschinenkosten genau zu überlegen.
Diese Vorgehensweise ist zwingend erforderlich, um dir mal klar zu machen, was am Ende hängen bleibt. Zwei Betriebe, beide 300 ha Ackerbau, Gewinn 80000 Euro. Der Pflüger über etwas höhere Erträge, der Direktsaatler dadurch, dass er eben etwas an Diesel usw. einspart. Pflüger 8 h/ha, der Direktsaatler 5 h/ha (nicht aus den Rippen geschnitten, das kommt ganz gut hin). Ende vom Lied: Einmal Stundenlohn etwas über 30 Euro, einmal Stundenlohn über 50 Euro.
Man muss doch mal versuchen, seine Gewinne zu fassen. Was sind denn 50 000 Euro Gewinn? Was sind 100000 Euro Gewinn? Wie viel bleibt für meinen ganzen Kram wie Lebenserhaltung, Altersvorsorge, Späße, Freizeit, Urlaub etc. tatsächlich übrig und vor allem: Wie viel musste ich dafür tun. Betrieb 1 schaukelt sich entspannt die Eier wenn er seine 1500 Stunden abgeleistet hat, der andere hat noch fast 1000 vor sich (wenn man das Ganze fälschlicherweise mal linear auf das Jahr verteilt, Schlussfolgerung-> man muss die Arbeit gestemmt bekommen). Stichwort Arbeitsspitzen: 2400 h/Jahr. Das kriegst du beim Ackerbau wegen der Arbeitsspitzen ja nur hin wenn du dich quälst wie irre. Dann musst du im Herbst und Frühjahr durchfahren. Das Ende vom Lied: Ich hol' mir wen der's macht. Na toll, das will ich nur bedingt...nicht zum Säen, nicht zum Spritzen, nicht zum Streuen.... also bleibt doch wieder der Großteil an mir hängen. Fazit: Ich verdiene zwar 33 Euro mit jeder Stunde Arbeit auf dem Acker, aber ich schuffte mich kaputt. Im Beispiel 2 hat der Direktsaatler die besseren Möglichkeiten die Arbeit zu stemmen und verdient dadurch, bei gleichem Gewinn, auch noch 20 Euro/h mehr. Wertvolle Zeit für Freizeit und Familie oder ganz einfach um wo anders noch was zu verdienen.

Drehen wir den Spieß um und fragen uns: "Was könnte der Direktsaatler durch Schäden usw. an Gewinn verlieren um gleich viel zu verdienen?" Das sind in diesem Beispiel hier 30000 Euro Gewinn. Wenn er 50000 Euro Gewinn gegenüber 80000 Euro Gewinn realisiert, dann verdienen beide/h das gleiche Geld. Betrieb 2 realisiert 266 Euro Betriebsgewinn/ha Fläche. Entspräche im Kreuzvergleich einem Ausfall von 113 ha Fläche. Heißt im Umkehrschluss: Wenn dem Direktsaatler 113 ha durch Schnecken und Mäuse gefressen werden und der Rest gut durch geht und sich im Gewinnbereich der Pflugvariante bewegt (bei 3 h weniger Arbeitszeit/ha), dann realisieren beide den gleichen Stundenlohn. Und das ist ja nicht mal zu Ende gedacht. Denn wenn es ein Hauptrisiko bei der DS gibt, dann sind es die angesprochenen Mäuse- und Schneckenschäden. Aber wann treten die auf? Nicht kurz vor der Ernte wenn alle Arbeitzeit aufgebraucht ist und alle Kosten drauf liegen, sondern im Herbst, wenn ein großer Teil der Kosten und Zeit noch gar nicht gebraucht wurde. Das heißt: Eigentlich verschiebt sich das Verhältnis noch weiter.
Der Hauptgedanke hinter der Direktsaat ist also für mich nicht die Erträge zu steigern, sondern das wahnsinnige Potenzial an Zeiteinsparungen zu nutzen, denn da sitzen aus betriebswirtschaftlicher Sicht viele Moneten. Auch die Maschinenkosten kann man geschickt halbieren. So ist kein zweiter, dritter.... Traktor mit abartiger Zugleistung erforderlich, man braucht keinen Pflug, keinen Grubber.................... dir reichen die günstigen Mulcher, Walzen, eine leichtzügige Direktsaatmaschine, die sich mit 150 PS spritsparend ziehen lässt und gut ist. Der eine Mann, der nun die Bestandesführung erledigt, muss arbeiten, genau gesagt 1500 h/Jahr. Aber die arbeitet der andere "Chef" auch. Die restlichen 900 h machen dann eben seine Herberts weil er nicht mehr schafft oder nicht mehr arbeiten will. Aber diese 8 bzw. 5 h müssen gearbeitet werden. Das ist keine fiktive Zahl. Ich brauche diese Zeit einfach, diese Arbeit findet real statt.
Und mal im Ernst: Wir verdienen mit 200, 300, 400 ha alle gut. Da spielt mir die freie Zeit bzw. alternative Zeit eine Rolle als den letzten Euro raus zu holen. Ich hätte lieber 50000 Euro Gewinn und arbeite nebenbei als ... und habe Freizeit als dass ich 80000 Euro und den riesen Rattenschwanz habe, was aber im Endeffekt nicht mehr €/h bedeutet. Das muss aber jeder selbst wissen.

Zugegeben, ich bewege mich jetzt hier in einem Bereich, da ist die Luft sehr dünn. Da rühre ich am Grund des Fasses herum. Aber schafft man es:
- seine Gewinne am gleichen Niveau zu halten
- dabei die Arbeitszeit drastisch zu reduzieren ohne an Qualität einzubüßen,
dann nähern wir uns diesem Beispiel an, wenn man seine Zeit auch dementsprechend rechnet.


Was uns zudem heute in die Karten spielt, ist die weit entwickelte Technik, das Wissen über die Zusammenhänge, der chemische Pflanzenschutz und die Düngung. Dadurch haben wir große Stellschrauben. Das Ganze ist dann aus philosophischer Sicht z.B. etwas mit den heutigen Equipment der Musiker zu vergleichen. Die haben Möglichkeiten, die geilsten Sounds zu kreieren. Davon hätten Jimmy H. in den 60'ern nur Träumen können. Aber wer diese technisch tollen Dinger nicht spielen kann, wird auch auf diesen Instrumenten nur Grütze erzeugen. Niemals schaffst du es, tolle Klänge aus einem edlen Instrument zu erzeugen wenn deine Finger nicht fähig sind, das vorhandene Potenzial auszuschöpfen.

https://www.youtube.com/watch?v=KaVVZYOvMFY
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Crazy Horse » Mo Jan 26, 2015 13:15

Ice hat geschrieben:Was ich jedoch für mich festgestellt habe, wenn ich einfach den Pflug durch einmal grubbern tausche dann werden die Erträge nicht besser.



Ihr habt zu gute, tiefgründige Böden, als dass sich da kurzfristig ein Ertragsvorteil zu Gunsten der Mulchsaat einstellt. Du profitierst von der Mulchsaat jedoch insofern, als dass die Wasserinfiltration und die Befahrbarkeit verbessert und die Bodenerosion verringert wird.

Auf unseren karstigen Muschelkalkverwitterungsböden ohne Lössauflage merkst Du aber mit der Zeit schon die Vorteile einer schonenden, nicht wendenden Bodenbearbeitung, wo einfach nicht mehr Boden bewegt wird, als es zum Anwachsen der Folgekultur benötigt wird. Ich halte nichts von diesen überlockerten Böden, die schnell zur Austrocknung neigen, und ich muss vor der Saat auch nicht nochmal mit dem Federzinkengrubber durch, "um Luft in den Boden zu bringen" und die N-Mineralisation anzuregen. Da reichen mir die 8-10cm der Kreiselegge vollkommen aus.

Das Getreide (nach Getreidevorfrucht) wächst bei mir die ersten 4 Wochen vielleicht etwas langsamer als bei der pflügenden Konkurrenz, entwickelt sich aber kontinuierlich weiter, bestockt schön und bleibt v.a. kurz, weil einfach nicht mehr Stickstoff aufgenommen wird, als zum Wachstum gebraucht wird. Der vermeintliche Entwicklungsvorsprung der Pflugsaaten (ohne Gülledüngung) wird spätestens im Dezember egalisiert, um nicht zu sagen überkompensiert, weil einfach die Bodenstruktur besser ist und in einem nasskalten Herbst vor allem schwach entwickelte Pflugsaaten sehr unter Bodenverdichtungen leiden (v.a. die Wintergerste). Das geht natürlich auch zu Lasten des Wurzelwachstum und der Bestockung.

Langjährige Mulchsaat bringt vielleicht weniger in Gunstjahren Ertragsvorteile, aber in schlechten Jahren mit nassem Herbst und langen Trockenperioden im Frühjahr dafür umso mehr. Auf jeden Fall werden dadurch die Erträge stabilisiert und der Boden fruchtbar gehalten.

Allerdings muss man aufpassen, das man seine Äcker nicht verungrasen lässt, weil das Samenpotential bei reduzierter Bodenbearbeitung ungleich höher ist. Gerade Trespen und Ackerfuchsschwanz können in einer wintergetreidelastigen Fruchtfolge schnell zum Problem werden.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Stefan81 » Mo Jan 26, 2015 21:09

Hallo Nobby Nobbs
In meinen Ort gibt es das Sprichwort "Auch Faulheit ist eine Tugend" und das ist bei dir anscheinend auch so. :D
@all
Hab mir mal ausgerechnet was ich mir an Fixkosten spare wenn ich auf Direktsaat umstelle. Hab es für einen Betrieb mit 100ha ausgerechnet und kam auf einen Betrag von 130€/ha nur an Fixkosten Einsparung.
Dann kommen noch die Variablen Kosten dazu. Also kommt man auf ca 1000 - 1500kg Weizen was im oestlichen Trockengebiet in Österreich im Schnitt der Jahre nicht mit Pflug zu erreichen ist.

MfG
stefan81
Freundliche Grüße sendet
Stefan81
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon steel. » Mo Jan 26, 2015 22:05

Ein Pflug mit mind. 25 cm Bodenbearbeitung ist das A und O. Nicht nur mit dem Grubber die oberen 10-15 cm aufkratzen.
Damit wird, wenn überhaupt, nur das Unkraut zum Keimen angeregt.
Staatliche Versuche haben ergeben, dass eine tiefere Bodenbearbeitung bis zu 30 % mehr Wurzelwachstum bringt. Was sich dann natürlich bei Trockenheit doppelt ausbezahlt. Die flacharbeitenden Grubber.- oder Direktssatfritzen fördern ihre Bodenverdichtungen. Auch wenn die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, aber sehr wohl messbar sind.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Mad » Mo Jan 26, 2015 22:19

steel. hat geschrieben:Ein Pflug mit mind. 25 cm Bodenbearbeitung ist das A und O. Nicht nur mit dem Grubber die oberen 10-15 cm aufkratzen.
Damit wird, wenn überhaupt, nur das Unkraut zum Keimen angeregt.
Staatliche Versuche haben ergeben, dass eine tiefere Bodenbearbeitung bis zu 30 % mehr Wurzelwachstum bringt. Was sich dann natürlich bei Trockenheit doppelt ausbezahlt. Die flacharbeitenden Grubber.- oder Direktssatfritzen fördern ihre Bodenverdichtungen. Auch wenn die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, aber sehr wohl messbar sind.


Ich fasse mich mal kurz, weil du ohnehin nichts verstehst. Satz für Satz: Nein. Doch. Nein. Nein. Draufleger, ja. Nein. Auch nicht.
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Kreuzschiene hat geschrieben:Wenn es bei Raps in Richtung 7 Tonnen Ertrag geht, ist Lager meist nicht zu vermeiden. Ich spreche da leider aus Erfahrung.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Bison » Mo Jan 26, 2015 22:29

@Nobby
"dir reichen die günstigen Mulcher, Walzen, eine leichtzügige Direktsaatmaschine, die sich mit 150 PS spritsparend ziehen lässt und gut ist"

---was wären deiner Meinung nach eine solche Maschine für einen kleinen Betrieb???
Bin momentan auch dabei mir Gedanken zu machen über eine Betriebsumstellung auf Mulchsaat/Direktsaat. Da ich Nebenerwerbler bin, wäre für mich die Zeitersparnis der größte Vorteil...
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Welfenprinz » Mo Jan 26, 2015 23:35

Was mich -total subjektiv und irrational- an dieser leichtzügigen Direktsaat stört ,ist die Rückkehr der weiten Reihenabstände. Auf den Pflug kann ich ohne ein Wimpernzuckenverzichten.
Ne Reihenweite von mehr als 12 cm im Getreide ist für mich wie ne Mohammedkarikatur für nen Islamisten.
Norden, Süden, Westen, Osten, schöne Welt, doch voller Pfosten.
Pfosten, die die Zäune halten, Zäune, die die Menschen spalten.
Hoffnung bleibt, dass diese Pfosten eines Tages mal verrosten.
http://pulseofeurope.eu
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Mad » Di Jan 27, 2015 9:14

Welfenprinz hat geschrieben:Was mich -total subjektiv und irrational- an dieser leichtzügigen Direktsaat stört ,ist die Rückkehr der weiten Reihenabstände. Auf den Pflug kann ich ohne ein Wimpernzuckenverzichten.
Ne Reihenweite von mehr als 12 cm im Getreide ist für mich wie ne Mohammedkarikatur für nen Islamisten.


Das ist tatsächlich irrational. Aber ehrlich gesagt wär mir alles über 15cm zuwider.
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Kreuzschiene hat geschrieben:Wenn es bei Raps in Richtung 7 Tonnen Ertrag geht, ist Lager meist nicht zu vermeiden. Ich spreche da leider aus Erfahrung.
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