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Pflug - Fluch oder Segen?

Hier ist Platz für alles was auf dem Acker wächst ;-).
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » So Feb 01, 2015 19:46

Ich springe zwischen drei unterschiedlichen Verfahren:
- Klassische Direktsaat ohne Bodenbewegung
- Mulchsaat in Bestellsaat, also der Saat in die Stoppeln mit einer Drille, die entsprechend vorlaufende Werkzeuge hat (z.B. Rapid)
- Wie jetzt beim vorgestellten Bohnenacker Mulchsaat im absetzigen Verfahren. Also einer flachen Bearbeitung (Federzinken, Terrano) und der Saat zu einem späteren Zeitpunkt.

Wichtig ist mir beim Bearbeiten: Bei max. 10 cm Tiefe ist Ende. Häufig komme ich bei Mulchsaaten mit 5, 6 cm aus. Wichtig ist mir auch, dass ich die Anzahl an Bearbeitungsgängen auf ein Minimum reduziere. Im Klartext heißt das: Auch bei absetziger Mulchsaat will ich mit einer Bearbeitung auskommen.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon angusy » So Feb 01, 2015 19:51

Mad hat geschrieben:
angusy hat geschrieben:
Ulikum hat geschrieben:Bei trockenen Böden eine lange Stoppel, Direktsaat und nach dem Pflanzenschutz vor dem auflaufen wird die Weizenstoppel heruntergemulcht.



Warum Heruntermulchen?

Ich vermute, damit der Raps sich nicht unnötig nach oben streckt, oder?


Die langen Stoppel bedecken ja den Boden nicht sonderlich, bringen aber Vorteile bei der Herbizidbehandlung, weil die Strohmatte dieses nicht behindert. Nach der Herbizidbehandlung als Strohdecke auf den Boden aufgebracht, und das Stroh kann verrotten und Regenwürmer füttern.

Würde ich jetzt sagen.


Muss ich denn für die Regenwürmer die Stoppel unbedingt mulchen. Würden die nicht bis ins Frühjahr mürbe genug werden?
Im Herbst hätten die Regenwürmer doch wahrscheinlich genug Stroh aus dem Mähdrusch.
Welfenprinz hat geschrieben:
Kreuzschiene hat geschrieben:Habt Ihr schon einmal eine Kiefer umarmt?


ich hab schon mal am Baum gebumst.
Aber keine Chinesin.
Und dabei übers Gerstenfeld geguckt.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » So Feb 01, 2015 19:57

angusy hat geschrieben:
Ulikum hat geschrieben:Bei trockenen Böden eine lange Stoppel, Direktsaat und nach dem Pflanzenschutz vor dem auflaufen wird die Weizenstoppel heruntergemulcht.



Warum Heruntermulchen?

Ich vermute, damit der Raps sich nicht unnötig nach oben streckt, oder?



Das Mulchen der Stoppel hat viele Vorteile, die da z.B. wären:
- Mäusen die Deckung nehmen, die mögen das gar nicht
- schnellere Rotte, Regenwurmnahrung
- Erosionsschutz
- Verdunstungsschutz
- ...

Und clever ist es, erst zu mulchen, nachdem Saat und Herbizidapplikation erfolgt sind. Der Hochdrusch wurde von mir auch schon häufig angesprochen und gepriesen. Die Vorteile sind bekannt (z.B. ideale Strohverteilung, Senkung der Kosten und Erhöhen der Leistung beim Dreschen...). Wenn du in die hohen Stoppeln per Scheibenschardrille säst, hast du keine störende Strohschichten. Lange Stoppeln sind diesen Drillen relativ egal. Damit kommen sie wesentlich besser zurecht (sorgen für eine bessere Einbettung) als mit Strohmatten. Diese Matten drücken sie in die Rillen und hindern das Korn am Keimen bzw. stören die Wasseraufnahme.
Da bei der Direktsaat so gut wie kein Boden bewegt wird, läuft an sich schon wesentlich weniger Unkraut auf. Entscheidender ist aber, dass du die gängigen, hauptsächlich bodenwirksamen, Rapsherbizide nicht auf eine herunter gemulchte Strohmatte spritzen kannst. Das hätte heftige Minderwirkungen zur Folge. Im Prinzip kannst du das gleich lassen.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » So Feb 01, 2015 20:00

angusy hat geschrieben:
Die langen Stoppel bedecken ja den Boden nicht sonderlich, bringen aber Vorteile bei der Herbizidbehandlung, weil die Strohmatte dieses nicht behindert. Nach der Herbizidbehandlung als Strohdecke auf den Boden aufgebracht, und das Stroh kann verrotten und Regenwürmer füttern.

Würde ich jetzt sagen.

Muss ich denn für die Regenwürmer die Stoppel unbedingt mulchen. Würden die nicht bis ins Frühjahr mürbe genug werden?
Im Herbst hätten die Regenwürmer doch wahrscheinlich genug Stroh aus dem Mähdrusch.



Du hast ja durch einen anständigen Hochdrusch kaum Stroh, das du durch den Drescher quälst. Das ist es ja. Da bleibt der Halm an Ort und Stelle stehen. Darunter ist fast blanker Boden sichtbar.
Du hast so einfach eine ganze andere Arbeitsqualität. Ein Drescher ist nun mal ein Drescher und kein Häcksel und Verteiler. In der Richtung war ich noch nie zufrieden.
Der Mulcher kann da ganz andere Arbeit leisten bei exakter Standflächenverteilung.

Zudem ist es so möglich, die Leistung beim Dreschen immens zu steigern und dadurch auch den Verbrauch und Verschleiß zu minimieren. Dadurch kann in kritischen Jahren neben dem ökonomischen Aspekt auch genau diese freiwerdende Kapazität enorm wichtig sein.
Zuletzt geändert von NobbyNobbs am So Feb 01, 2015 20:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon angusy » So Feb 01, 2015 20:04

Ich habe schon einige Hektar im Hochdrusch hinter mir!

10 - 15cm Stroh bleiben da allemal an der Ähre. Erstens wächst der Kram ja nicht so gleichmäßig und zweitens ein bisschen Sicherheit hätte man ja doch gern.
Welfenprinz hat geschrieben:
Kreuzschiene hat geschrieben:Habt Ihr schon einmal eine Kiefer umarmt?


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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » So Feb 01, 2015 20:06

angusy hat geschrieben:Ich habe schon einige Hektar im Hochdrusch hinter mir!

10 - 15cm Stroh bleiben da allemal an der Ähre. Erstens wächst der Kram ja nicht so gleichmäßig und zweitens ein bisschen Sicherheit hätte man ja doch gern.



Das Bisschen ist geschenkt.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » So Feb 01, 2015 20:09

Die Stoppeln kann man stehen lassen- in Jahren ohne Mäuse. Die wären da meine größte Sorge. Ich weiß nicht, was mit den Viechern los ist. Aber all sowas mögen die. Lange Stoppeln die stehen gelassen werden, Nester wo dichter Bewuchs ist etc. Da siehst du direkt, dass sie sich dahin ziehen.
Alleine deshalb würde ich schon die Stoppeln mulchen oder zumindest umwalzen, wenn möglich, oder was auch immer.
In Jahren gänzlich ohne Mäuse, was ja hoffentlich dann demnächst mal so sein sollte, wäre ich da offener für.

Bei Saaten unmittelbar nach Ernte geht kaum ein Weg am Mulcher vorbei. Wenn ich einige Monate später agieren kann ziehe ich Walzen vor.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Birlbauer » So Feb 01, 2015 21:05

Fortsetzung der Übersetzung von Brown:

Folie 21:10
3) Vielfalt

Auf einer naturbelassenen Weide haben wir über 140 Pflanzenarten gefunden. Seine Grundidee: ebenfalls eine hohe Vielfalt auf dem Acker zu haben.

21:39
Dr. Ademir Calegari: Zwischenfrüchte solten als "multi-arten" Cocktail gesät werden.

Brown zitiert im Vortrag Ademir Calegari: Du gibst mir 50mm oder 5000mm Niederschlag, und ich lasse eine Zwischenfrucht wachsen.

Um die Aussage zu überprüfen, dass Zwischenfrüchte artenreich gesät werden sollen, wurde folgender Versuch nach dem trockenen Winter 2005/ 06 angelegt.
Verschiedene Zwischenfrüchte wurden als Monokultur in benachbarten Streifen angesät, daneben zwei Streifen mit einem Gemenge aus allen Zwischenfrüchten (hier einmal 50% und einmal 100% Aussaatstärke)
Ende Mai in trockenem Boden ausgesät (Anm.: später Saattermin vermutlich durch späte Nachtfröste dort bedingt). Danach fiel bis bis 31. Juli weniger als 25mm Regen.

Folie 22:49
Zwischenfrucht-Demonstrations-Feld


Folie 22:56
Übersetzung lautet Rübe, könnte auch Rübsen oder so etwas sein. - am 31. Juli

Folie 23:07
Ölrettich am 31. Juli

War bei allen Monokulturen so, dass sie vertrocknet waren.

23:12
Artenreiche Mischung am 31. Juli

Brown: Uns wurde jahrelang erzählt, dass wir unkrautfreie Monokulturen haben sollten. Dieser Versuch hat das komplett über den Haufen geschmissen.

Das hat mein Denken komplett verändert.

Folie 23:33
2006 Ergebnisse Streifenversuch
(Trockensubstanz umgerechnet in kg / ha )
Ölrettich 1412 kg TS/ha
Stoppelrüben 1696 kg TS/ha
forage turnip X forage rape (Hybrid-Kreuzung Futterrübe x Futterraps(?)) 2320 kg TS/ha
Soyabohne 1677 kg TS/ha
Kuherbse 2145 kg TS/ha
Lupine 1381 kg TS/ha
Gemenge 50% Saatstärke 5363 kg TS/ha
Gemenge 100% Saatstärke 4876 kg TS/ha

Erklärung für den Effekt, dass das Gemisch deutlich produktiver war als die Monokultur:
Folie 23:59
Pilze versorgen nicht nur eine Pflanze mit Nährstoffen, sondern das Pilze bzw. die Zellfäden der Pilze verbinden verschiedene Pfanzen mit einander. Das hilft, bei der Energie - und Nährstoffversorgung der Mikroorganismen und der Pflanzen.
Quelle: Dr. Kris Nichols.

Brown: Das ist der Weg, wie die Natur funktioniert.

Folie 24:36
ohne Titel
Folie 24:41
Brown: In der Wirklichkeit sieht man aber so etwas!

24:47
Gleiche Folie wie oben unter "Folie 13:40" beschrieben.

Brown: Das ist des Resultat aus Monokultur.
Ich war auf vielen Farmen inkl. meiner eigenen. Wir alle haben degenerierte Böden. Jetzt ist es unsere Aufgabe, die Böden wiederzubeleben. Was würde sonst für die nächte Generation bleiben?

Folie 25:15
Monokultur beeinträchtigt die Bodengesundheit

Folie 25:23
Vielfalt im Anbausystem

Winter-Halmfrüchte Winter-Blattfrüchte
Sommer-Halmfrüchte Sommer-Blattfrüchte


oben links:
Hafer mit drei verschiedenen Kleesorten als Untersaat
(in den USA gibt es offenbar Winterhafer, der bei uns kaum bekannt ist)
oben rechts:
Winter-Zwischenfrucht-Mischung

unten links:
Mais mit Wicke

unten rechts:
Sonnenblume mit mehr als 20 Arten als Untersaat

Folie 26:30
Hafer:
kein Dünger, Pestizide oder Fungizide

Brown: Hohe Erträge, lukrative Frucht. Markt musste erst aufgebaut werden.

Folie 26:37
Untersaat mit ägyptischen Klee, Inkarnatklee und Perserklee

Wir benutzen nur einjährigen Klee, der im Winter abfriert. Sie können den einfach stehen lassen oder abweiden lassen.
Hafer baut Brown normalerweise nach Mais an.

Zwischenfrage: Muss der Stickstoff nachgedüngt werden, den der Mais verbraucht?
Brown: Warten Sie ab, dazu kommt nachher noch etwas.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Südbaden Bauer » So Feb 01, 2015 21:35

Verfolge diese und andere "Bodenbearbeitungs Kämpfe" schon ewig, werde auch mal meinen Senf dazugeben, wenn ich mich aufgerafft habe :P
Eine Zwischenfrage habe ich dann schon, musst du nicht ein Haufen mehr Spritzen, wenn du nur selten grubberst? :?:
Die Menschheit will zurück zum Ursprung, aber nicht zu Fuß.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » So Feb 01, 2015 21:59

Südbaden Bauer hat geschrieben:Verfolge diese und andere "Bodenbearbeitungs Kämpfe" schon ewig, werde auch mal meinen Senf dazugeben, wenn ich mich aufgerafft habe :P
Eine Zwischenfrage habe ich dann schon, musst du nicht ein Haufen mehr Spritzen, wenn du nur selten grubberst? :?:


Falls du mich meinst: Ganz im Gegenteil. Der Unkrautdruck nimmt bei mir spürbar ab. Distel und Quecke sind komplett verschwunden, die Bestände sehen aus wie geleckt. Schau dir dazu nur die Archive an. Habe schon geschätzte 150 Bilder gepostet. Wenn du Glück hast findest du vielleicht ein Unkraut.
Den Herbizideinsatz würde ich als leicht überdurchschnittlich bezeichnen. Das aber auch nur weil ich sehr pingelig bin und Glyphosat eine etwas größere Rolle spielt als bei vielen anderen Betrieben. Ich habe bei Unkraut und -gras in gewisser Weise eine 0-Toleranz.
Die Logik dahinter, dass ein Reduzieren der Bodenbearbeitung mittelfristig mit einem höheren Unkrautdruck einhergeht, habe ich noch nie verstanden. Bei den Landwirten die's nicht können ist das so, aber bei den fähigen ganz bestimmt nicht. Da würde ich so weit gehen und das Gegenteil behaupten.

Insektizide und Fungizide appliziere ich nach Bedarf, aber auch nicht öfter als andere. Letztes Jahr im Raps 1 x Insektizid, 0,5 mal Fungizid
W.Weizen eine Spanne von der Einmalbehandlung bis zur 3-Fach-Strategie (im Gelbrostasano)

Da meine Fruchtfolge weiter optimiert wurde, wird der Pflanzenschutzmitteleinsatz mittelfristig weiter sinken.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Ulikum » So Feb 01, 2015 22:56

NobbyNobbs hat geschrieben:.........................
Die Logik dahinter, dass ein Reduzieren der Bodenbearbeitung mittelfristig mit einem höheren Unkrautdruck einhergeht, habe ich noch nie verstanden.


:mrgreen:

wurde soetwas schon mal behauptet?
es ging doch immer nur um die Gräser oder

Bezüglich Quecke, das ist schon lange bekannt das die sich bei einer fachgerechten Mulch und Direktsaat zurückzieht. Auch die Distel und der Ackerfuchsschwanz sind Zeigerpflanzen die u.a. auf verdichtete Böden hinweisen.
Für das, was ich schreibe bin Ich verantwortlich.!
Nicht für das, was Du verstehst!
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Mad » So Feb 01, 2015 23:09

NobbyNobbs hat geschrieben:Die Logik dahinter, dass ein Reduzieren der Bodenbearbeitung mittelfristig mit einem höheren Unkrautdruck einhergeht, habe ich noch nie verstanden. Bei den Landwirten die's nicht können ist das so, aber bei den fähigen ganz bestimmt nicht. Da würde ich so weit gehen und das Gegenteil behaupten.


Genau DAS frage ich mich auch. Warum entstehen Resistenzen bei Unkräutern oder Ungräsern, die auf eine reduzierte Bodenbearbeitung geschoben werden?

Es liegt immer nur an der Konsequenz des Betriebsleiters. Wenn man die Aufwandmengen immer nur reduziert, obendrauf zu den falschen Tageszeiten spritzt (Wachsschicht) und/oder den AFS erst nach massiver Bestockung behandeln will, muss man sich über Resistenzen nicht wundern.

Dabei gibt es auch ohne den Glyphosateinsatz die Möglichkeit, im Herbst schon eine Vielzahl der Samen zu reduzieren. Und da reicht dann halt nicht, nur einmal zu grubbern und dann zu pflügen oder gar ohne Stoppelbearbeitung zu pflügen. Da muss man wirklich dran bleiben. Nach dem Grubbern mal über die Fächen laufen und nachzuschauen, hat noch niemandem geschadet. Je mehr man in dem Moment zum auflaufen bringt und dann ausschaltet, desto weniger nervt dann später im Bestand und bildet evtl. Resistenzen aus.

Aber was erzähle ich hier? Wir sind doch alle Landwirte und wissen das. :mrgreen:
Bild
Kreuzschiene hat geschrieben:Wenn es bei Raps in Richtung 7 Tonnen Ertrag geht, ist Lager meist nicht zu vermeiden. Ich spreche da leider aus Erfahrung.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon NobbyNobbs » So Feb 01, 2015 23:24

Ulikum hat geschrieben: :mrgreen:

wurde soetwas schon mal behauptet?
es ging doch immer nur um die Gräser oder

Bezüglich Quecke, das ist schon lange bekannt das die sich bei einer fachgerechten Mulch und Direktsaat zurückzieht. Auch die Distel und der Ackerfuchsschwanz sind Zeigerpflanzen die u.a. auf verdichtete Böden hinweisen.


Man hört das sogar ziemlich oft. Die Hintergründe sind einfach. Ich sehe die Hauptprobleme immer dann, wenn die Bekämpfung , aus welchen Gründen auch immer, misslingt und im darauffolgenden Jahr das wahnsinnige Samenpotenzial durch tiefes Umdrehen nicht mehr vergraben, sondern nur flach eingearbeitet wird. Dann ist klar, dass der Druck im nächsten Jahr dort um ein Vielfaches größer ist. Das Problem liegt aber dann nicht an der pfluglosen Bearbeitung, sondern am Fehler aus dem Vorjahr. Halte ich die Flächen von vorneherein "sauber", ist es nicht mehr als logisch, dass der Druck nicht zunehmen KANN. Wo soll's auf einmal her kommen? Wenn ich dafür sorge, dass kein massenhafter Sameneintrag stattfindet, gibt es nicht mehr Potenzial als im Vorjahr- logischerweise sogar weniger.
Da sind wir auch schon beim Grundlegenden: Die Unkrautbekämpfung darf nicht schief gehen. Grade dann nicht, wenn ich nicht umdrehen will.
Wenn ich meine Flächen, die jetzt seit Jahren nur noch flach oder gar nicht mehr bearbeitet werden, umdrehen würde, gebe ich dir Brief und Siegel drauf, dass der Unkrautdruck zunehmen würde. In den 0-10 cm Tiefe, die ich noch mechanisch anrühre, habe ich die letzten Jahre einiges an Samen auflaufen lassen und erfolgreich (nahe der 100 %) bekämpft. Durch den geringen Eintrag und die Vermischung nimmt der Druck innerhalb meiner Krume nur ab. Das Samenpotenzial reduziert sich. Unterhalb dieser 10 cm sind sicherlich deutlich höhere Anteile an langlebigen Unkrautsamen, die, im Falle des Pflugeinsatzes, an der Oberfläche keimen würden. Genau das konnte ich vor zwei Jahren auch feststellen, als mein Vater mir was Gutes tun wollte und einige Flächen jeweils eine Spur vom Rand her pflügte. Da ging ein Zeugs auf, mein Gott, das hatte ich bis dahin noch gar nicht gesehen.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Raider » Mo Feb 02, 2015 10:44

NobbyNobbs hat geschrieben:
Ulikum hat geschrieben: :mrgreen:

wurde soetwas schon mal behauptet?
es ging doch immer nur um die Gräser oder

Bezüglich Quecke, das ist schon lange bekannt das die sich bei einer fachgerechten Mulch und Direktsaat zurückzieht. Auch die Distel und der Ackerfuchsschwanz sind Zeigerpflanzen die u.a. auf verdichtete Böden hinweisen.


Man hört das sogar ziemlich oft. Die Hintergründe sind einfach. Ich sehe die Hauptprobleme immer dann, wenn die Bekämpfung , aus welchen Gründen auch immer, misslingt und im darauffolgenden Jahr das wahnsinnige Samenpotenzial durch tiefes Umdrehen nicht mehr vergraben, sondern nur flach eingearbeitet wird. Dann ist klar, dass der Druck im nächsten Jahr dort um ein Vielfaches größer ist. Das Problem liegt aber dann nicht an der pfluglosen Bearbeitung, sondern am Fehler aus dem Vorjahr. Halte ich die Flächen von vorneherein "sauber", ist es nicht mehr als logisch, dass der Druck nicht zunehmen KANN. Wo soll's auf einmal her kommen? Wenn ich dafür sorge, dass kein massenhafter Sameneintrag stattfindet, gibt es nicht mehr Potenzial als im Vorjahr- logischerweise sogar weniger.
Da sind wir auch schon beim Grundlegenden: Die Unkrautbekämpfung darf nicht schief gehen. Grade dann nicht, wenn ich nicht umdrehen will.
Wenn ich meine Flächen, die jetzt seit Jahren nur noch flach oder gar nicht mehr bearbeitet werden, umdrehen würde, gebe ich dir Brief und Siegel drauf, dass der Unkrautdruck zunehmen würde. In den 0-10 cm Tiefe, die ich noch mechanisch anrühre, habe ich die letzten Jahre einiges an Samen auflaufen lassen und erfolgreich (nahe der 100 %) bekämpft. Durch den geringen Eintrag und die Vermischung nimmt der Druck innerhalb meiner Krume nur ab. Das Samenpotenzial reduziert sich. Unterhalb dieser 10 cm sind sicherlich deutlich höhere Anteile an langlebigen Unkrautsamen, die, im Falle des Pflugeinsatzes, an der Oberfläche keimen würden. Genau das konnte ich vor zwei Jahren auch feststellen, als mein Vater mir was Gutes tun wollte und einige Flächen jeweils eine Spur vom Rand her pflügte. Da ging ein Zeugs auf, mein Gott, das hatte ich bis dahin noch gar nicht gesehen.



Das sehe ich bezüglich der "Quantität" der Samen genauso. Bezüglich der "Qualität" dürfte es schon so sein, dass gerade bei MASSIVEN Resitenzproblemen auf langjährig pfluglos bewirtschafteten eine Pflugfruche helfen kann. Das sieht man ja gerade in England ganz gut. Dass dann davor Fehler gemacht worden sind dürfte klar sein. Und dass diese Fehler nur sehr bedingt mit dem Pfluglossystem zusammen hängen auch.
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Re: Pflug - Fluch oder Segen?

Beitragvon Ulikum » Mo Feb 02, 2015 11:09

Raider hat geschrieben:Das sehe ich bezüglich der "Quantität" der Samen genauso. Bezüglich der "Qualität" dürfte es schon so sein, dass gerade bei MASSIVEN Resitenzproblemen auf langjährig pfluglos bewirtschafteten eine Pflugfruche helfen kann. Das sieht man ja gerade in England ganz gut. Dass dann davor Fehler gemacht worden sind dürfte klar sein. Und dass diese Fehler nur sehr bedingt mit dem Pfluglossystem zusammen hängen auch.


:mrgreen:
und schon sind wir wieder beim Thema Gräser und nicht mehr bei den Beikräutern.

Das der Pflug in England hilft die Resistenzprobleme beim AfU in den Griff zu bekommen ist mir neu.
Nach meinem Wissen hat der Einsatz des Pfluges die Problematik dort nur noch verschleppt.
Als einzige erfolgreich Strategie hat sich dort eine komplette Umstellung der Fruchfolge bewährt.
Auch dem System Claydon spricht man zur Zeit einen gewissen Erfolg bei der Bekämpfung des AFU, der Trespe und dem Windhalm zu. (mehrmaliges Striegeln und Walzen nach der Ernte) - Wobei schaden kann es sicherlich nicht.
Keimruhe Afu
- Primäre Keimruhe:
gering: bei warmer Witterung in der Blüte bis Abreife
lang: (6) – 8 Wochen bei kühler, nasse Witterung in der Abreife

- Sekundäre Keimruhe:
1 – (20) Jahre
generell: wenn tiefer Vergraben als (3) – 5 cm
ausgeprägt: „einschmieren“ in nassen Boden


Hier nun ein wahrscheinlich wenig bekannter Ansatz aus England, der aber auch Gefahren in sich birgt.
Pharmaka im Pflanzenschutz hat geschrieben: Botanik.- Störende Gräser, die auf Feldern zwischen dem Getreide wachsen, sind oft so resistent, dass sie sich kaum mit Herbiziden bekämpfen lassen. Britische Forscher haben nun aber etwas entdeckt, das die Gräser wieder empfindlicher gegenüber Spritzmitteln macht: Wirkstoffe für Krebstherapien.

Wenn Bauern störende Gräser wie Ackerfuchsschwanz oder Steif-Lolch in einem Getreidefeld mit Herbiziden bekämpfen wollen, stehen sie vor einem Dilemma. Weizen, Gerste oder Roggen sind auch eine Art von Gras. Die Nutzpflanzen werden deshalb von den gleichen Wirkstoffen angegriffen. Es gibt zwar sogenannte selektive Spritzmittel gegen Ungräser im Getreide, doch die funktionieren nur, solange die Ungräser relativ gesehen empfindlicher auf den darin enthaltenen Giftstoff reagieren, erklärt der britische Pflanzenschutzexperte Robert Edwards von der Universität von York.

"Die meisten Getreidearten bauen Herbizide viel schneller ab als die konkurrierenden Gräser. Wenn aber jetzt ein unerwünschtes Gras auf dem Acker die Fähigkeit erlangt, einen Wirkstoff mit der gleichen Geschwindigkeit abzubauen wie das Getreide, ist die selektive Wirkung dahin. Dann haben beide Pflanzen die gleiche Empfindlichkeit gegenüber Herbiziden. Bis man nun ein Unkraut abgetötet hat, ist auch die Nutzpflanze dahin."

In vielen Ländern ist genau das ein wachsendes Problem. Einige Grasarten, allen voran der Ackerfuchsschwanz, haben Resistenzen gegen die üblichen selektiven Herbizide entwickelt – und das nicht nur gegen einzelne, sondern gleich eine ganze Reihe von Wirkstoffen. Allein in England gelten 1,2 Millionen Hektar Ackerfläche als verseucht mit Gräsern, die multiple Herbizidresistenzen aufweisen. Das führt zu deutlichen Ernteeinbußen. Auf der Suche nach einer Lösung für dieses Problem kam Robert Edwards gemeinsam mit Forscherkollegen auf die Idee, die Strategien von Ärzten in der Krebstherapie genauer zu studieren. Denn auch bei Chemotherapien gegen Tumoren kommt es zu multiplen Wirkstoffresistenzen.

"Wir fanden es interessant, dass im Kampf gegen den Krebs schon länger sogenannte Inhibitoren eingesetzt werden, um multiple Wirkstoffresistenzen zu brechen. Die Inhibitoren blockieren Enzyme, die den Abbau der Wirkstoffe in den Krebszellen fördern. So verhindern sie, dass ein Medikament wirkungslos wird."

Sollte die gleiche Taktik vielleicht auch in der Landwirtschaft funktionieren? Bei Menschen ist bekannt, dass ein Enzym namens Glutathiontransferase eine zentrale Rolle beim Abbau von körperfremden Stoffen wie Krebsmedikamenten spielt. Robert Edwards fand heraus, dass ein ganz ähnliches Enzym in den Gräsern mit multiplen Herbizidresistenzen besonders aktiv ist. Er startete eine Versuchsreihe, um zu testen, inwieweit Glutathiontransferase-Blocker aus der Humanmedizin auch bei den Pflanzen wirken.

"Wir stellten fest, dass zumindest ein bestimmter Wirkstoff, der ursprünglich gegen multiple Medikamentenresistenzen bei Menschen entwickelt wurde, den gleichen Effekt bei Gräsern mit multiplen Herbizidresistenzen hatte."

Herbizidresistente Pflanzen, die mit diesem Wirkstoff behandelt wurden, reagierten wieder empfindlich auf Spritzmittel, gegen die sie zuvor schon immun gewesen waren. Das eröffnet neue Perspektiven in der Unkrautbekämpfung. In den nächsten Jahren könnten Spritzmittelhersteller Kombinationspräparate entwickeln, die sowohl herkömmliche Herbizide enthalten als auch Zusatzstoffe, die den allzu schnellen Abbau der eigentlichen Wirkstoffe in den Pflanzen hemmen. Allerdings birgt diese Lösung weiterhin ein Grundproblem: Da auch Getreidepflanzen das Enzym Glutathiontransferase bilden, könnten sie in Kontakt mit dem Hemmstoff ebenfalls empfindlicher auf die Spritzmittel reagieren. Robert Edwards sieht dennoch einen Ausweg.

"Erste vorläufige Studien zeigen, dass diese Stoffe in Wildgräsern eine stärkere Wirkung auf Glutathiontransferase haben als in Getreide. Jetzt geht es als erstes darum, ein Präparat zu finden, das schon in sehr geringen Konzentrationen wirkt."

Die Versuche dazu sind noch im Anfangsstadium. Weitere Tests werden auch zeigen müssen, dass der Einsatz von Glutathiontransferase-Blockern in der Landwirtschaft nicht die Gesundheit der Menschen gefährdet – etwa über Rückstände in Lebensmitteln. Bis neue Herbizide mit dieser Technologie entwickelt und zugelassen sind, dürften nach Schätzungen Edwards noch mindestens sieben bis zehn Jahre vergehen.
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