SHierling hat geschrieben:Wenn nun aber Landwirtschaft hierzulande (und Wasser, und Energie, und Arbeit) teurer ist als anderswo, und trotzdem erhalten werden muß (sollte), dann stellt sich die Frage, wer die Preisdifferenz für diese Unabhängigkeit bezahlen und wer an ihr verdienen soll:
- einige Wenige, weil ihnen die Produktionmittel gehören?
- alle, weil alle den Nutzen davon haben?
Und WENN "Alle" bezahlen sollen, dann wie?
- alle gleich? Das hieße, man erhöht die Preise der Lebensmittel (und Wasser, und Energie, und Arbeit) auf ein Niveau, von dem die Produzenten leben können (und daran verdienen). Dazu brauchst Du als Voraussetzung auch bei ALLEN Bürgern genug Geld dazu, und es trifft grundsätzlich diejenigen, die am wenigsten verdienen am härtesten, denn die geben den anteilig höchten Prozentsatz ihres Einkommens fürs Überleben aus. Oder anders ausgedrückt: die Armen verdienen den Reichen (und den Bauern, den Energiekonzernen, der Industrie) das Brot.
Naja dass in Deutschland, meinetwegen auch in ganz Westeuropa gewisse Wettbewerbsnachteile für die Landwirtschaft bestehen, ist denke ich mal unbestritten. Ich kann Dir aber insoweit nicht folgen, als Du ja (ziemlich direkt) sagst, dass der Erhalt der hiesigen Landwirtschaft teurer kommt als der Verzicht auf diese. Eine solche Aussage basiert ja auf der etwas eindimensionalen Annahme, dass die andernfalls importierten Lebensmittel günstiger wären als die "subventionierten". Selbst wenn das stimmen sollte, lässt Du die Wirtschaftsleistung des primären Sektors (also der LW) und dessen Effekte auf Industrie und Dienstleistung völlig außen vor.
Wo sich die Katze dann erst Recht in den Schwanz beißt, ist die Aussage, dass "die Armen den Reichen (und den Bauern, den Energiekonzernen, der Industrie) das Brot verdienen". Die sogenannten "Armen" sind ja erst Recht auf eine aktive und lebendige Landwirtschaft, die kauft und investiert, angewiesen. Die Landwirtschaft ist nämlich genau das, was in Deutschland seit einigen Jahren immer mehr fehlt: Sie sorgt für Inlandsnachfrage! Als Landwirt kannst Du nicht einfach deine Beschaffung/deinen Einkauf auf das Ausland ausdehnen, Du bist ja sehr eng verbunden mit den regionalen Strukturen. Du kannst auch nicht einfach Deine Produktion ins Ausland verlagern und und und... Insofern sorgt die Landwirtschaft für Beschäftigung. Eine Neiddebatte über Landwirte ist somit völlig unangebracht. Erst Recht, wenn Du Dir den durchschnittlichen Verdienst in der Landwirtschaft anschaust. Dann steht der "Arme" (um in Deiner Diktion zu bleiben) also der Arbeiter, teilweise auch die Hartz 4 Familie, oftmals nicht schlechter da als die Landwirtsfamilie, also die "Reichen". Du darfst nicht den oft gemachten Fehler machen und den landwirtschaftlichen Besitz mit Geld oder Reichtum gleichsetzen, das entspricht überhaupt nicht Deinem geistigen Niveau, das ist eher Bahnhofskneipendenke.