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Wald, wohin des Weges?

Hier ist nun auch ein Platz für Diskussionen rund ums Holz.

Moderator: Falke

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111 Beiträge • Seite 5 von 8 • 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Sottenmolch » Do Nov 10, 2022 21:59

Sottenmolch hat geschrieben:Aus gegebenen Anlass, durch das extrem warme und trockene Jahr und der aktuellen Hitzewelle, treibt mich die Frage um, wie soll es mit dem Wald weitergehen?
[...]
Als Ersatz werde ich wohl hauptsächlich auf Berg- und Feldahorn, Eiche, Tanne umsteigen, Buche kommt von alleine. Wo es passt, werde ich auch Baumhasel, Esskastanie, Elsbeere und noch ein zwei andere Baumarten beimischen\ausprobieren.

Nun zu meiner eigentlichen Frage(n), wie werdet ihr euren Wald auf die Zukunft vorbereiten? Welche Baumarten haltet ihr für Zukunftsfähig und warum?
[...]


Gruß


Da die Situation sich seit 2018 nicht verbessert hat und die Fragestellung nach der Zukunft des Waldes noch mehr in den Fokus gerückt ist, ist zumindest für mich eines klar geworden. Neben der Tatsache, dass für den jeweiligen Standort der richtige zukunftsfähige Baum gefunden werden muss, braucht es dazu das passende Ökosystem. Momentan gibt es ja praktisch nur gestörte Ökosysteme. Deswegen werde ich meine Wälder in Richtung Eiche und den dazu gehörenden Eichenwaldgesellschaften umbauen. Meiner Meinung nach funktioniert künstlicher Wald nicht mehr. Es bedarf der aufeinander eingespielten Lebens- und Entwicklungsprozesse eines natürlich entstandenen Ökosystemes. Einige wenige Baumarten die ähnliche Standortansprüche aufweisen, werden dennoch eingestreut. Auf kleineren Flächen werde ich aber auch ein oder zwei Baumarten testen.

Ich finde es erstaunlich, wie viele noch immer die ein zwei Baumarten suchen, um die Fichte zu ersetzen, um damit so wie bisher weitermachen zu können. Ich glaube auch, dass man sich dazu nicht auf Baumarten aus Nordamerika verlassen kann, da sie aus einem vollkommen anderen Ökosystem kommen. Da sind Baumarten aus Berggebieten des Mittelmeerraumes sicher besser geeignet.
Sottenmolch
 
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Oberdoerfler » Fr Nov 11, 2022 9:12

Sottenmolch hat geschrieben:Ich finde es erstaunlich, wie viele noch immer die ein zwei Baumarten suchen, um die Fichte zu ersetzen, um damit so wie bisher weitermachen zu können.

Genau so einer bin ich. (Eigentlich sind's drei Baumarten).
Auf eine Eichenwaldgesellschaft in all ihren Ausprägungen zu setzen, kann durchaus sinnvoll sein. Das machen zur Zeit sehr viele. Besonders die großen Staatswälder. Deswegen bekommt man
zur Zeit Eichenpflanzgut eher schlecht. Man kauft sich mit der Eiche allerdings auch einige Nachteile ein. Das Wachstum ist bescheiden im Vergleich zu Dgl und KTa. Die Ausbeute an Stammholz ist gering. Eiche bildet Wasserreiser. Ungleich teurer ist auch die Begründung wegen der hohen Pflanzenzahlen. Die ersten Erträge wird ein Eichenbestand sehr viel später erwirtschaften als Dgl/KTa. Einige wollen halt den Teil "Wirtschaft" aus Forstwirtschaft noch nicht ganz vernachlässigen.
Warum die Eiche gegenüber nordamerikanischen Baumarten im Vorteil sein soll, weil sie hier zum Ökosystem "gehört", verstehe ich nicht. Und warum dann ausgerechnet mediterrane Baumarten besser geeignet sein sollen, weil sie geographisch näher sind, verstehe ich noch weniger. Wir haben hier mit Dgl und KTa über 100 Jahre Erfahrungen. Und das sind ziemlich gute. Deswegen finde ich es erstaunlich, dass man diese Baumarten nicht stärker berücksichtigt und stattdessen hauptsächlich auf eine "Pseudo-PNV" wie die Eichenwaldgesellschaften setzt.
Oberdoerfler
 
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Obelix » Fr Nov 11, 2022 12:24

T5060 hat geschrieben:
Sottenmolch hat geschrieben:Was wir brauchen oder nicht interessiert die Natur nicht! Die Fichte ist ein
Auslaufmodell und dieses gilt es zu ersetzen.

Wer Wald nachhaltig bewirtschaften will, muss damit Geld verdienen ...

Mit dem Wald muss er Geld verdienen. Aber nicht mit dem Holzertrag!

Auf div. Fachtagungen stellten Referenten in letzter Zeit übereinstimmend fest:
* zukünftig wird der Holzertrag max. 30 % der Einkünfte des Forstwirts ausmachen

viel wichtiger sein werden
* Einkommen aus Klimaleistungen (z.B. CO2-Bindung)
* Einkommen aus Biodiversität (z.B. Staatliche Förderprogramme)
* Einkommen aus Freizeit-/Erholung dienendem Waldkonzepten
* Einkommen aus Windkraft im Wald
* Einkommen aus Photovoltaik im Wald (insbesondere auf Kalamitätsflächen wo nichts mehr wachsen wird).
* Einkommen aus Ausgleichsmaßnahmen, die man im Auftrag von Firmen macht,
oder wo man Firmen seinen Wald gegen Entgelt für irgendwas zur Verfügung stellt.
* Einkommen aus Förderprogrammen ähnlich wie denen in der Landwirtschaft.
* usw.

Fazit für mich inzwischen: Die Baumartenwahl in Bezug auf Holzverwertung ist für den Waldbesitzer
eher nachrangig.

Der Forstwirt hat die Wahl, ob er
a.) Fördergelder nimmt und sich vorschreiben lässt, was er macht.
oder
b.) ohne Fördermittel den Wald so bewirtschaftet, wie er selbst meint (im Rahmen des Erlaubten).

Im Falle von b.) sehe ich eine mittel-/langfristig eine Wirtschaftlichkeit nicht mehr als gegeben.
Zuletzt geändert von Obelix am Fr Nov 11, 2022 12:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Obelix » Fr Nov 11, 2022 12:50

Sottenmolch hat geschrieben: ... durch das extrem warme und trockene Jahr und der aktuellen Hitzewelle, treibt mich die Frage um, wie soll es mit dem Wald weitergehen?
... werde ich wohl hauptsächlich auf Berg- und Feldahorn, Eiche, Tanne umsteigen, Buche ... auch Baumhasel, Esskastanie, Elsbeere und
noch ein zwei andere Baumarten ... wie werdet ihr euren Wald auf die Zukunft vorbereiten? Welche Baumarten haltet ihr für Zukunftsfähig
und warum? ... Neben der Tatsache, dass für den jeweiligen Standort der richtige zukunftsfähige Baum gefunden werden muss ...

Die Frage ist ja, ob der Standort überhaupt für Bäume im Jahr 2022 und den kommenden Jahren noch lebensfähig ist?
In der Sahara stehen derzeit kaum Bäume und dort würde ja auch niemand auf die Idee kommen, zu pflanzen.

Innerhalb von Deutschland haben das aber viele noch nicht realisiert bzw. leugnen das wider besseren Wissens, dass inzwischen viele Standorte
auf Grund der Klimaänderungen (zu lange Trockenphasen) überhaupt nicht mehr "waldfähig" sind - egal welche Baumart.

Sottenmolch hat geschrieben: ... Ich finde es erstaunlich, wie viele noch immer die ein zwei Baumarten suchen, um die Fichte zu ersetzen, um damit so wie bisher weiter-
machen zu können. ...

Diese Waldbauern sind mit den Veränderungen überfordert und vollkommen ratlos.
Daher machen sie einfach dass, was sie in der Vergangenheit gemacht haben. Einfach um etwas zu machen. Andernfalls müssten sie sich ja
mit der Aussichtlosigkeit Ihrer Situation auseinandersetzen, was sie nicht wollen bzw. nicht wahrhaben wollen.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Pegasus_o » Fr Nov 11, 2022 13:49

Obelix hat geschrieben:
In der Sahara stehen derzeit kaum Bäume und dort würde ja auch niemand auf die Idee kommen, zu pflanzen.



Das Gegenteil ist der Fall. Die Anpflanzung von Bäumen (und Büschen) ist ein wesentlicher Bestandteil im Kampf gegen Wüsten und es gibt mehrere erfolgreiche Projekte in der Sahelzone, bei der Wüstenland durch Bewaldung wieder erfolgreich in Kulturland zurückverwandelt werden konnten. Auch in Spanien gibt es mehrere solche Projekte.

Darüber hinaus sind wir in D sehr weit von einer Wüstenbildung entfernt. Der mittlere Niederschlag ist allen Panikmeldungen zum Trotz ziemlich konstant, allein die Verteilung hat sich geändert. Flachwurzler, die auf eine gleichmäßige Feuchtigkeit angewiesen sind, haben da natürlich verloren. Bis zur Trockenheitstoleranz von z.B. Pinien ist aber noch viel Luft nach oben und das ist auch noch nicht das Ende der Fahnenstange.

In so Fern ist die Suche nach einem idealen Baum, der auch noch wirtschaftlich interessant sein könnte, sehr berechtigt.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Obelix » Fr Nov 11, 2022 17:44

Pegasus_o hat geschrieben: ... Der mittlere Niederschlag ist allen Panikmeldungen zum Trotz ziemlich konstant,
allein die Verteilung hat sich geändert. ...

Die Verteilung ist aber m.E. das Wesentliche!

Pegasus_o hat geschrieben: ... Flachwurzler, die auf eine gleichmäßige Feuchtigkeit angewiesen sind, haben da
natürlich verloren. ...

Das ist so eine typische wissenschaftliche Weißheit von praxisfernen Theoretikern.
Das der Waldbauer, da wo bisher Fichten standen, aus guten Gründen Flachwurzeler genommen wurden
weil der z.B. der Boden nicht ausreichend tief ist, soweit denkt der Fachmann gerade nicht.

Stattdessen wird der Waldbauer als "blöde hingestellt" mit dem Kommentar "Nimm doch einfach keinen
Flachwurzler".

Pegasus_o hat geschrieben: ... Bis zur Trockenheitstoleranz von z.B. Pinien ist aber noch viel Luft nach oben und
das ist auch noch nicht das Ende der Fahnenstange. ...

Sind Pinien Flachwurzler?

Pegasus_o hat geschrieben: ... In so Fern ist die Suche nach einem idealen Baum, der auch noch wirtschaftlich
interessant sein könnte, sehr berechtigt.

Aus dem, was ich bisher aus der Wissenschaft wahrgenommen habe:
a.) Die eine ideale Baumart als generellen Fichtenersatz wird es vermutlich nicht geben.
b.) Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass irgendwo auf der Welt bereits mehrere geeignete Baum-
arten existieren, man sie nur noch nicht gefunden und in hiesigen Breiten ausprobiert hat.
c.) Die Wissenschaftler hoffen, durch Züchtung/Gentechnik in 10 - 15 Jahre geeignetere Baumarten zur
Verfügung stellen zu können.
d.) Wie stark die Steigerung der Temperaturen noch an Fahrt gewinnen wird, ist unklar. Wir haben ja jetzt
schon an vielen Stellen das 2 Grad Ziel für das Jahr 2100 überschritten. Die Politik beschwichtigt das aber
und möchte die Bevölkerung nicht beunruhigen.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Pegasus_o » Fr Nov 11, 2022 18:00

Obelix hat geschrieben:
Pegasus_o hat geschrieben: ... Der mittlere Niederschlag ist allen Panikmeldungen zum Trotz ziemlich konstant,
allein die Verteilung hat sich geändert. ...

Die Verteilung ist aber m.E. das Wesentliche!
Für die Fichte ja. Für andere Bäume nein.

... Bis zur Trockenheitstoleranz von z.B. Pinien ist aber noch viel Luft nach oben und
das ist auch noch nicht das Ende der Fahnenstange. ...

Sind Pinien Flachwurzler?


Jein. Pinien haben Pfahlwurzeln, die aber nicht besonders tief gehen. Hast Du mal eine gesehen? Eine paar Monate kein Regen ist denen jedenfalls gleich...

Richtig ist, daß noch keiner eine Patentlösung hat, den einen Baum als Alternative kennt zumindest noch keiner. Also muß man sich schlau machen und dann was ausprobieren. bei einigen wird es dann später heißem "Der Opa hatte da einen guten Riecher" , bei anderen gibt es eben keinen Waldbesitz mehr...
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Obelix » Fr Nov 11, 2022 18:36

Pegasus_o hat geschrieben: ... Also muß man sich schlau machen und dann was ausprobieren. bei einigen wird es dann später
heißem "Der Opa hatte da einen guten Riecher", bei anderen gibt es eben keinen Waldbesitz mehr...

Du bist mir der Allerliebste!

"Der Waldbauer muss sich schlau machen." Das ist ein Spruch auf Politiker-Niveau, der sich supergut anhört.

Im Moment zocken doch alle nur. Die richtige Baumart auf Grund von Fachwissen zu wählen ist so, wie der
Versuch, die richtige Lottozahlen fürs kommende Wochenende durch Mathematik vorhersagen zu wollen.

Was haben wir denn bei den Waldbauern momentan für Verhalten in Bezug auf Wiederanpflanzung Käferkalamität:
a.) Fichte Pflanzende (Motto: Haben wir schon immer so gemacht.)
b.) Irgendeinen Mischmasch Pflanzende (Motto: In dem Durcheinander wird der ein oder andere Treffer dabei sein.)
Wie daraus mal industriell nutzbares Stammholz werden soll? Wird die Zukunft zeigen.
c.) Eine Vorauswahl gezielter Nadelhölzer Pflanzende (Motto: Wird heute schon als Bauholz genutzt, ist nicht falsch.)
d.) Die Abwartenden, denen die Faktenlage/Informationslage bzgl. Baumartenwahl und Klimawandel derzeit zu
dünn ist, um umfangreiche Investitionen zu tätigen.
e.) Die Naturverjüngung Abwartenden, Fördernden und durch Nest-Pflanzungen unterstützenden.
f.) Die vollständig den Wald der Natur überlassenden.
g.) Die den Wald Verkaufenden.

Ich habe mich bei Fachleuten, auf Tagungen, Messen, Veranstaltungen usw. versucht schlau zu machen. Ein
ehrlicher Redner sagte auf einer Veranstaltung, dass die Fachwelt zur Zeit keine konkreten Tipps geben könne, da
man sich durch die Klimaveränderungen außerhalb des wissenschaftlichen Erfahrungshorizontes befinde und alles
in Bezug auf Wald/Waldbau/Anpflanzung komplett neu gedacht werden müsse.
Zuletzt geändert von Obelix am Fr Nov 11, 2022 18:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon langholzbauer » Fr Nov 11, 2022 18:41

Ich behaupte mal, Ihr geht da auch noch viel zu oberflächlich ran. :wink:
Die eine richtige Baumart könnte es nur geben, wenn wir das Klima und das Wetter bis zur Hiebreife vorher wüssten. :klug:
Aber jede Baumart und innerhalb dieser jede Herkunft kann anders mit Schwankungen der Standortbedingungen inkl. der menschlich verursachten umgehen.
Und bevor wir über wildfremde Bäume nachdenken, sollten wir erstmal die bisherige Bewirtschaftung kritisch hinterfragen!
Viele atuelle Probleme im Waldbau sind deutlich stärker durch schlechte Pflegezustände, Überalterung und Personalmangel verursacht, als nur durch die Wetterextreme der letzten 5 Jahre.
Das fängt mit Monokulturen an, die nicht rechtzeitig regelmäßig auf die , ausreichend erforschten, standortpassende Bestockung herunter gepflegt wurden und gipfelt in der Zeit vom Entdecken des ersten Befalls bis zur Abfuhr des letzten Holzen, die teilweise 6Mon.- 1 Jahr beträgt.

Trotz allem wächst ganz ohne Wasser nichts.
Und aktuell haben es einige Tiefwurzler schwerer, als Flachwurzler weil die Wasserversorgung im Unterboden deutlich schlechter ist, als an der Oberfläche...

Ich für meinen Teil bleibe bei der These, alles schaftwüchsige Holz in der Rangfolge der Wertigkeit aber mit pünktlicher und anspruchsgerechter Pflege mit nach oben zu nehmen.
Und bisher ist mir noch keine wissenschaftliche Begründung bekannt, ob nicht doch im bisher überlebten Genpool viel mehr Potential für eine neue Waldgeneration steckt, als in irgendwelchen zugekauften Pflanzgut. :wink:
Unabhängig von dieser grundlegenden Bewirtschaftung wird und sollte auch jeder im überschaubaren Rahmen mit neuen Baumarten experimentieren , um der nächsten Generation zusätzliche Alternativen anbieten zu können.

Das wichtigste auf Schadflächen bleibt aber die scharfe Bejagung, damit auch ohne Zaun genug Vielfalt ankommen und pünktlich gepflegt werden kann! :klug:
Bauer aus Leidenschaft für Land und Wald...
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Falke » Fr Nov 11, 2022 19:07

Das Wichtigste liegt leider bei den meisten Waldeigentümern nicht in deren Einflussbereich.
"Der Abschußplan wird erfüllt" höre ich auf Anfrage immer nur. :|

In der Aufzählung von Obelix » 11. Nov 2022, 18:36 sehe ich mich am ehesten unter Punkt e.)

A. aus Ö.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Obelix » Fr Nov 11, 2022 19:21

langholzbauer hat geschrieben: ... Und bevor wir über wildfremde Bäume nachdenken, sollten wir erstmal die bisherige
Bewirtschaftung kritisch hinterfragen! Viele aktuelle Probleme im Waldbau sind deutlich
stärker durch schlechte Pflegezustände, Überalterung und Personalmangel verursacht, als
nur durch die Wetterextreme der letzten 5 Jahre. ...

Ich weiß, dass Du diese Ansicht vertrittst. Hat aber in der Praxis bei uns in der Gegend in Bezug
auf die Kalamität keinen Unterschied gemacht, ob gepflegt oder nicht, ob schnell aufgearbeitet
oder nicht, usw. Bei uns ist alles kaputt, 100 % Fichte weg. Und das waren nicht alles Schlunze.
Daher würde ich diesen Aspekt "außenvor" lassen wollen, da es eh schon ausreichend komplex ist.

langholzbauer hat geschrieben: ... Trotz allem wächst ganz ohne Wasser nichts. Und aktuell haben es einige Tiefwurzler
schwerer, als Flachwurzler weil die Wasserversorgung im Unterboden deutlich schlechter ist,
als an der Oberfläche ...

100 % Zustimmung.
Wobei das ja lt. User "Pegasus_o" nicht sein kann, da sich seiner Meinung nach die Gesamt-
niederschlagsmenge nicht verändert hat, sondern nur die zeitliche Verteilung.

langholzbauer hat geschrieben: ... bisher ist mir noch keine wissenschaftliche Begründung bekannt, ob nicht doch im bisher
überlebten Genpool viel mehr Potential für eine neue Waldgeneration steckt, als in ...

Bei uns in der Gegend hat nichts an Fichte überlebt!
Also gibt es auch keinen Genpool mit mehr Potential.

langholzbauer hat geschrieben: ... Das wichtigste auf Schadflächen bleibt aber die scharfe Bejagung, damit auch ohne Zaun
genug Vielfalt ankommen und pünktlich gepflegt werden kann! ...

Der Einfluss des einzelnen Waldbesitzers, soweit er nicht auf eigenen Flächen selbst jagt,
ist sehr begrenzt. (Ich weiß auch, dass Viele, zumeist Jagdscheininhaber und dann im
besonderen Jagdscheininhaber ohne eigene Jagd, dass vollkommen anders sehen.)

Gut, ich habe schon überlegt, ob ich den Jägern nicht pro "frischem Reh-Kopf", den sie mir
geben, 50 € in bar auslobe, um einen zusätzlichen Schuss-Anreiz zu bieten.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Micha1983 » Fr Nov 11, 2022 19:37

Das mit der Jagd, krankt bei uns auch gewaltig.
War letzte Woche mit der Forstwirtin von der FBG auf meiner Fläche unterwegs, um mal ein fachliches Statement zu bekommen.
Die sagte, NV ist genug da, die kommt aber nicht hoch, weil sie ständig verbissen wird.
Ihr Rat war, verlass dich nicht auf den Jäger, zäun ein.
Diesem Rat werde ich demnächst auf 2-3 ha befolgen.
Die Frau ist selber Jägerin und die versuchen jetzt über ein paar Jahr mit noch einem Jäger,
auf 400 ha, die Abschußzahlen so hoch zu bringen, das der Wald eine Chance hat.
Die Hoffnungen bei uns lagen auf dem Wolf, der schafft es aber gar nicht.
Gruß Micha
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Obelix » Fr Nov 11, 2022 19:50

Falke hat geschrieben: ... In der Aufzählung von Obelix » 11. Nov 2022, 18:36 sehe ich mich am ehesten unter Punkt e.) ...

Vielen Dank, das Du Dich outest.

Es geht um die Psyche des einzelnen Waldbesitzers, die sehr wichtig ist.
Das ist ein Aspekt, der in der bisherigen Wiederbewaldungsdiskussion viel zu kurz kommt.
Die psychische Verfassung des Waldbesitzers ist extrem wichtig für die anstehenden Wieder-
aufforstungsaufgaben, die er für die Gesellschaft vollbringen soll/kann/muss/will/darf.

Weißt Du, wie gut sich "a.) bis c.)" nach getaner Arbeit fühlen? Einfach super!
Die werden im Ort respektiert. Gelten als vorbildhaft. Werden beneidet.
Bis dann die Info kommt: 5.000 Pflanzen vertrocknet, 10.000 € für die Katz.

d.) und e.), die Abwartenden, dass muss man erst mal aushalten.
Das drückt aufs Gemüt. Da bist Du der Schlunzer oder der Faule im Ort.

Bei f.) sind anderweitige Einkünfte vorhanden bzw. wichtiger. Die können es sich leisten,
den Wald nicht zu bearbeiten. Und Naturschutz bzw. der Natur überlassen ist hoch angesehen.
Die Älteren tun die als Spinner ab. Und signalisieren damit, wie weit sie selbst aus der Zeit
geraten sind.

g.) hat sich vom Wald getrennt. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Ich denke, der fühlt sich wohl, weil er eine Entscheidung gefällt hat. Und die Last abfällt.
Ich selbst könnte mit der Entscheidung, von mir aus freien Stücken getroffen, nicht leben.
Etwas anderes wäre es, wenn ich aus finanziellen Gründen - da keine Einnahmen mehr aus Forst -
verkaufen müsste.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon Obelix » Fr Nov 11, 2022 19:59

Micha1983 hat geschrieben:... NV ist genug da, die kommt aber nicht hoch, weil sie ständig verbissen wird.
Ihr Rat war, verlass dich nicht auf den Jäger, zäun ein. ...

Sehe ich auch so.

Micha1983 hat geschrieben:... auf 400 ha, die Abschußzahlen so hoch zu bringen, das der Wald eine Chance
hat. ...

Man wird m.E. die Abschusszahlen nie so hoch bekommen können, dass man auf
Verbissschutz verzichten kann. Dafür sind die frischen Knospen/Triebe zu lecker.
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Re: Wald, wohin des Weges?

Beitragvon 2biking » Fr Nov 11, 2022 20:25

Bei uns hier in Mittelfranken sieht´s ählich aus, Wolf ist quasi nicht vorhanden, Jagddruck ist für den Wald zu wenig.


Zwei Lösungen aus der Praxis bei uns:

Variante Staatswald - sehr scharfe Bejagung bei mehr als genug NVJ - bei den Forstwirten gerne gesehen, bei den Jägern verrufen..

Einzige Alternative: Zaun/Einzelschutz, wobei hier kaum (außer bei Kommunen und Sonderkulturen des Staats) Einzelschutz zu finden ist. Die häufigste Variante ist der Zaun.


Anderes hat sich hier noch nicht bewährt, erste Versuche mit Gattern/Weisergattern aus Schnittholzabfällen laufen gerade. Auch ich bin damit am experimentieren. Die Reste der Blockbandsäge sollten doch auch möglichst sinnvoll genutzt werden.
Und übrigens.. für solch "neue" Gedankenansätze (zumindest in unseren Breitengraten) steckt man viel mehr Spott ein als Typ A-C wenn alles umsonst war oder auch Typ D/E.


An der Stelle noch erwähnt:
Versetzt euch in die Lage der Jäger, Wild verbeißt den Mais vorm Wald, das ha gibts mit wohl um die 2500-3500 Euro zu entschädigen.
Jeder Pächter haftet da mit seinem Privatvermögen..
Wo liegt logischerweise der Fokus? - Klar in der Frucht, nicht im Wald. Versucht Anreize zu schaffen und gebt Hilfestellung euren Jägern, das fängt mit dem Aufstellen eins Hochsitzes oder Kanzel mit Frontlader/RW oder sonstigem an.
Gebt ihm die Erlaubnis an Kirrungen usw ein Lichtraumprofil freischneiden zu dürfen - oder im Optimalfall.. macht es zusammen.
Es sind Kleinigkeiten die beim Jagen zum Erfolg führen und der persönliche Kontakt zu den Jagdausübenden ist über Jahre hin weg Gold wert.
Und jeder Anständige Kerl (und auch Damen natürlich) lässt nach einem halben Tag gemeinsamer Arbeit ein zwei Reh- oder Saubraten springen. Und euch ist damit natürlich nicht nur kulinarisch geholfen!

Anderer Ansatz: Macht selbst den Jagdschein und kümmert euch um das Wild auf euren Flächen selbst. - Redet sich leicht, schaffen leider die wenigsten auch wenn sie wirklich gerne wollten..


So meine Sichtweise - und ja, ich bin auch Typ E, bin aktiver Waldbauer und auch aktiver Jäger.
Seht das Ganze - oder versucht es zumindest. Ladet euren Förster und Jäger zusammen zu einem Ortstermin ein, findet Kompromisse und vor allem wenn da was zustande kommt.. tragt es nach außen bzw. an den Stammtisch denn so funktioniert das am Besten zeigt die Praxis.
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