Starke Verungrasung auf Problemstandorten
Die Frühjahrssaison neigt sich so langsam dem Ende zu. Die ersten Erfolge und Misserfolge der Pflanzenschutzmaßnahmen werden sichtbar. Seit Ende Mai sind nach und nach die Verungrasungsprobleme einiger Standorte zu erkennen. Sowohl Weidelgras als auch Ackerfuchsschwanz und Trespen strecken sich aus den Winterungsbeständen hervor.
Auffallend ist: die Besatzdichte und die Triebzahl der Pflanzen ist deutlich höher als die Jahre zuvor!
Dieses Erscheinungsbild lässt sich anhand einiger Punkte gut herleiten.
Aussaat bis zur ersten Oktoberdekade unter sehr trockenen Bedingungen!
Zum Teil wurden frühe Weizen- und Gerstenbestände in trockene Asche gelegt. Die Applikationsbedingungen für die elementaren Bodenherbizide waren deutlich zu trocken! Hier musste gesplittet oder blattaktiv bereits im Herbst nachgearbeitet werden.
Einsatz von ALS-Hemmern unter kalten Bedingungen im März.
Der Einsatz von Atlantis, Broadway und Co. wurde zumeist Anfang bis Mitte März gesetzt. Anschließend war das Wachstum der Ungräser (und der Kulturen) deutlich eingeschränkt! Die reduzierte Stoffwechselaktivität sorgte für eine schlechte Wirkung.
Frühe (hohe) Stickstoffgaben
Aus den Erkenntnissen der letzten drei trockenen Jahre wurde mit den Stickstoffgaben zu Beginn der Vegetation nicht gegeizt. Dies hat die Entwicklung der Gräser deutlich gefördert, sodass sie zur Behandlung stark bestockt und widerstandsfähig waren. Zudem konnten die weitentwickelten Gräser durch gute Wurzelleistung aus den Stickstoffreserven des Bodens ziehen. Gerade an Standorten, wo es durch schlechte Erträge der letzten Jahre zu einer hohen Nachlieferung kam.
Langsame Bestandesentwicklung im April und Mai
Auf Resistenzstandorten ist seit langem bekannt: Die Kultur muss mithelfen! Auf Standorten mit schlechten Wirkungsgraden der ALSHemmer wird mit Hilfe höherer Saatstärken und abdeckender Sorten eine Bestandesunterdrückung erwirkt. Aufgrund der langsamen Entwicklung der Winterungen im April und Mai hatten die Gräser ausreichend Zeit eine hohe Konkurrenzkraft zu entwickeln!
Entscheidend ist jetzt, dass bei dem Stoppelmanagement der Situation entsprechend gehandelt wird. Kommt es auf Flächen zu einer Schüttung neuer Ungrassamen, dürfen diese auf keinen Fall vergraben werden. Mehrfache flache Stoppelbearbeitung mit Striegel und Mulcher sind jetzt gefragt. Zudem darf nicht davor gescheut werden, die Fruchtfolge für eine solche Fläche spontan umzustellen! Wenn planmäßig ein Winterraps nach Wintergerste/-weizen auf einer Fläche mit hoher Samenschüttung von Ackerfuchsschwanz geplant war, sollte auf eine Sommerung umgeschwenkt werden. So bleibt mehr Zeit für die Bodenbearbeitung und das Auflaufen der ausgefallenden Ungrassamen. Bleibt es hingegen beim Anbau einer Winterung, wird der Bodensamenvorrat massiv aufgebaut!
Auch wichtig in dem Zusammenhang.
Verfügbarkeit Kerb und Co.
Bereits im letzten Herbst gab es Probleme mit der Verfügbarkeit des Wirkstoffes Propyzamid (u.a. Kerb flo und Milestone). Einige Landwirte sind trotz Vorbestellungen beim Landhandel leer ausgegangen, da nicht genügend Ware verfügbar war und entsprechend aufgeteilt werden musste. Nun scheint sich dieses Problem erneut aufzubauen.
Der Einsatz ist im Winterraps auf allen Standorten mit auftretender Ungrasproblematik essentiell, da der Wirkstoff ein wichtiger Baustein in Sachen Resistenzvermeidung ist. Der Einsatz im Raps muss als Maßnahme für die gesamte Fruchtfolge gesehen werden. Gerade wenn in diesem Jahr im Getreide Gräser durchgelaufen sind und Raps die Folgefrucht sein soll, gilt es diese dort effektiv zu bekämpfen.
Es empfiehlt sich also nach Möglichkeit zeitnah die entsprechend benötigten Mengen bereits jetzt vorzukaufen. Bestenfalls landet die Ware zügig auf dem Betrieb, um der Problematik mit der Mengenzuteilung wie im letzten Jahr zu entgehen. Es ist dabei nicht von Bedeutung, ob auf die etwas teureren Originalprodukte oder entsprechende Nachbauten gesetzt wird. Für die Wirkung von Propyzamid sind der Anwendungstermin und vor allem die nachfolgende Witterung entscheidend.
Empfehlenswerte Aufwandmengen:
400er Propyzamid (Kerb Flo, Credence/ Groove/ Profiflo 400 SC):
• Ackerfuchsschwanz und Weidelgras: 1,875 l/ha
• Trespe und Rispe: 1,25 l/ha
Milestone (500 g/l Propyzamid, 5,3 g/l Aminopyralid):
• Ackerfuchsschwanz und Weidelgras: 1,5 l/ha
• Trespe und Rispe: 1,0 l/ha