Hallo
in der Süddeutschen Zeitung, die ja beileibe kein Käsblättchen ist und auch nicht im Ruf steht, zu liberal zu sein, gibt es eine nicht ganz von der Hand zu weisende Aussage.
Die neuen Stromtrassen braucht man nicht nur, um den Windstrom von Nord nach Süd zu leiten, sondern auch, damit bei viel Wind die konventionellen Kraftwerke NICHT herunterreguliert werden müssen. Man kann dann nämlich
A) den Windstrom (der ja vom Verbraucher, nicht von der Industrie, immer bezahlt werden muss, auch wenn er nicht abgenommen wird) teuer an den Verbraucher abgeben (der zahlt die Leitungen und und und)
und gleichzeitig
B) den in den konventionellen Kraftwerken hergestellten Strom ans Ausland verkaufen.
Der Gewinn aus dem Auslandsgeschäft fällt dann natürlich nicht bei der Muttergesellschaft (dem Stromversorger) an, sondern bei einer Tochtergesellschaft, die vielleicht auf den Bermudas Steuern zahlt. Der Gewinn aus der Überschußproduktion geht also NICHT in die Gesamtkalkulation des Konzerns.
Die "Stromautobahnen" werden natürlich so billig wie möglich gebaut, damit auch weiterhin Milliardengewinne fließen und in die Kosten für die Stromtrassen längst überfällige Instandhaltungsmaßnahmen eingerechnet. Nur wenn die Trasse sehr nahe an Siedlungen vorbeiführt, wird eine Erdverlegung vorgenommen (wenn ich mich recht erinnere, sind das weniger als 500 m). Es gibt nicht wenige Ortschaften, die faktisch von Leitungen eingekreist sind.
Gegen die Erdverlegung betreibt die Stromindustrie massiv Lobbyarbeit. Angeblich zu teuer, weniger Leistungsfähigkeit, zu störanfällig. Das habe ich auch bei der Verkabelung von Hausanschlüssen in den 60er Jahren gehört. Noch bis in die 70er Jahre wurden die Bürger vor den enormen Kosten gewarnt und bis die Post endlich ihre Freileitungen abbaute (zu teuer, zu störanfällig ......) kamen die 90er Jahre.
Auch alle anderen Innovationen wurden erst mal geblockt. Darum kann ich den Wehklagen der Stromindustrie kaum Glauben schenken. Dieses Gejammere dient doch nur dazu, neue Subventionen oder Steuergeschenke einzustreichen.
Und dann noch das Wehklagen über die nicht mehr ausgelasteten, schon längst abgeschriebenen Kohlekraftwerke!!!!!!! Es ist kaum mehr auszuhalten.
Die durch den Atomausstieg steigenden Strompreise sind fast genau so gut begründet, wie dass die Brötchen wegen der höheren Weizenpreise wieder mal um 10 ct. teurer werden müssen! (so nebenbei. Unsere Gemeindewerke haben ganz transparent die Strompreiserhöhung aufgelistet: Sie verlangen nicht 30% mehr wie die Multis, sondern etwa 14% und haben nur die höheren Leitungsgebühren und die sonstigen gestiegenen Abgaben und Steuern aufgeschlagen. Der Bürgermeister will ja auch wieder gewählt werden!)
Gruß
MwM
