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Borkenkäfersituation

Hier ist nun auch ein Platz für Diskussionen rund ums Holz.

Moderator: Falke

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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon waelder » Fr Sep 02, 2022 12:04

Bison hat geschrieben:
Isarland hat geschrieben:
waelder hat geschrieben:Genau so ist es , einfach zu Trocken über die letzen Jahre

Ich habe mal die Daten meines Regenmessers abgerufen

April 88,7 Liter Mai 45,5 Juni 76,2. Juli 25,5 August 131,7



Katastrophe

Danke täglich deinem Schöpfer auf den Knien, dass es so viel geregnet hat. Und da willst noch jammern?

Also wenn du dich bei diesen hohen Regenmengen beschwerst dann solltest du Mal in andere Ecken deutschlands schauen...
Mit so einer Aussage kann man sich schnell unbeliebt machen bei den Kollegen die nicht Mal ein Drittel von deinem genannten Niederschlag in der Zeit hatten


Für unsere Gegend ist das sehr wenig , und das im August war alles in der Letzten Woche
Und ihr habt ja Recht :roll:
Aber Regen ist Relativ , ein Freund aus Tunesien hat letzte Woche gejammert das seine Dattelpalmen eingehen , weil es so Trocken ist
Der würde sich über das Drittel freuen und sagen beschwert euch nicht :wink:
„Integration ist eine Bringschuld des Eingewanderten“
Wer sich nicht Integriert muss wieder gehen
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Kormoran2 » Fr Sep 02, 2022 21:08

Gerade im Sauerland predigen die Förster seit 30 Jahren, dass die Fichte-Mono der falsche Weg ist.


Es ist der Witz der Geschichte: Die Förster haben aber hundert Jahre lang gepredigt, dass die Waldbauern Fichte anpflanzen sollen. Hier im Ort lebt noch ein ehemaliger Waldarbeiter, der damals bei uns im Wald gearbeitet hat. Er erzählt, dass es damals Prämien gab für jede gefällte Buche oder Eiche. Die Forstämter haben also noch bis in die 50er Jahre die Fichte hier durchgedrückt. Und jetzt reden sie vom Gegenteil.

Zu Beginn der Borkenkäferplage wurde zur Anschaffung von Kastenfallen geraten. Schwiegervater kaufte schon in den 80er Jahren die ersten Fallen. Anfangs waren sie noch weiß (!). Kurze Zeit später wurde empfohlen, sie schwarz zu spritzen wegen besserer Lockwirkung. Dann nach Kyrill kauften wir weitere Kastenfallen, weil dringend angeraten. Wir gaben dafür über 5.000 Euro aus. Seit etwa zwei Jahren verkündet man nun das Gegenteil: Die Kastenfallen könnten die Käfer möglicherweise erst recht anlocken. Man sollte sie also höchstens noch als Weiser- bzw. Indikatorfallen nutzen um sich einen Überblick über die Plage zu verschaffen.

Ich sage: Auch alles wieder falsch. Wir haben mehrfach beobachtet (unterschiedliche Zeugenaussagen), dass Millionen von Käfern durch thermische Prozesse (Aufwind und Abwind) über weite Entfernungen herangeschafft werden. Sie kommen plötzlich von oben als große dunkle Wolke. Als alter Segelflieger weiß ich, dass durchaus große heiße Luftblasen sich am Boden bilden und plötzlich aufsteigen. Dabei nehmen sie auch fliegende Insekten mit. 8 - 10 m/sec kann die Steigrate sein. Nach eineinhalb Minuten Steigflug sind sie auf 1.000 Metern Höhe. Sie können so bis in tausend Meter Höhe oder mehr gelangen, wo wiederum Winde sie seitlich versetzen. Irgendwo kühlt sich die Luft wieder ab, bevorzugt über geschlossenen Wäldern (sind relativ kühl) und sie bildet dann Abwinde. Regel: Wo Aufwinde sind, sind auch immer Abwinde. Ist ja logisch, sonst säßen wird ja bald in einem Vakuum. Soweit MEINE Meinung zur weiträumigen Verbreitung von Borkenkäfern.

Was Förster predigen, sollte man sich anhören. Aber immer mit der gebührenden Skepsis.
Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter. (Alexander Solschenizyn, zitiert von Peter Hahne)
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon langholzbauer » Fr Sep 02, 2022 22:45

Ein interessanter Beitrag von @Kormoran!
Monokultur hat noch nie über mehr als eine Menschengeneragion hinweg funktioniert.

Auf den kahlen Flächen müssen wir jetzt dringend Vielfalt an Arten, aber auch innerhalb dieser an Genotypen etablieren.
Es nützt der Zukunft wenig, wenn Käferflächen jetzt mit Pflanzgut aus einer einzelnen Herkunft zugepflanzt werden.
Unterschätzt bitte nicht die Naturverjüngung!
Selbst unter den neu auflaufenden Fichten sind Genotypen dabei, welche auch mit sehr wenig Wasser zurecht kommen können.
Wichtig bleibt, die Flächen so schnell, wie möglich wieder in eine holzige Bestockung zu bringen, welche möglichst viele, aber geradschaftige Baumarten erwarten lässt! :klug:
Und denkt bitte die nächsten Jahre an qualifzierte Kultur-bzw.Dickungspflege!
Denn, damit wird der zukünftige Bestand geprägt. :klug:
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Kormoran2 » Sa Sep 03, 2022 0:00

Langholzbauer, fast könnte ich alles unterschreiben, was du schreibst.
Aber !!!:
Wichtig bleibt, die Flächen so schnell, wie möglich wieder in eine holzige Bestockung zu bringen, welche möglichst viele, aber geradschaftige Baumarten erwarten lässt!

Sag mir doch mal, wovon eine solche Bepflanzung und anschließende jahrelange Pflege bezahlt werden soll. Das sind doch alles theoretische Gedanken. Das alte hiebreife Holz mußte für minimales Geld entfernt werden. Teilweise gab es nur 8 Euro pro fm für 100 Jahre altes, gesundes Holz. Es ging also nur noch darum, wenigstens die Flächen vom Käferholz geräumt zu bekommen. Eine spätere Anpflanzung zwischen lauter umgestürzten Bäumen wäre ja fast unmöglich. Also weg mit dem Käferholz!

Du hast also keine oder nur minimal Holzeinnahmen gehabt und stehst nun vor der Aufgabe, deinen Wald aufzuforsten. Wovon? Sollst du dein sonstiges Vermögen angreifen, um anzupflanzen und drei Monate später vor deinen vertrockneten Pflanzen zu stehen? (Ist mir mit 6 ha in 2011 passiert!) Und selbst wenn du es schaffst, deine Pflanzen großzuziehen und willst sie nach 50 Jahren verkaufen.....vielleicht wirst du dann wieder abgezockt. Deine 50 Jahre alten Bäume sterben aufgrund irgendeiner Katastrophe ....und wieder mal bekommst du kein Geld für jahrzehntelange Aufzucht und Investition. Dann allerspätestens fragst du dich doch, ob du irgendwie total bescheuert bist, ständig Geld in eine Sache zu pumpen, die immer wieder mit Totalverlusten endet. Folge: Du läßt die Flächen brach liegen. Mag kommen, was mag. Von mir aus ein Campingplatz oder Windkraft oder sonstwas. Das Risiko, viel Geld in Wald zu investieren, gehe ich nicht mehr ein. An jeder Spielbank erziele ich höhere Gewinne als mit Wald.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Kleinbauer2.0 » Sa Sep 03, 2022 5:47

Kormoran2 hat geschrieben:Langholzbauer, fast könnte ich alles unterschreiben, was du schreibst.
Aber !!!:
Wichtig bleibt, die Flächen so schnell, wie möglich wieder in eine holzige Bestockung zu bringen, welche möglichst viele, aber geradschaftige Baumarten erwarten lässt!

Sag mir doch mal, wovon eine solche Bepflanzung und anschließende jahrelange Pflege bezahlt werden soll. Das sind doch alles theoretische Gedanken. Das alte hiebreife Holz mußte für minimales Geld entfernt werden. Teilweise gab es nur 8 Euro pro fm für 100 Jahre altes, gesundes Holz. Es ging also nur noch darum, wenigstens die Flächen vom Käferholz geräumt zu bekommen. Eine spätere Anpflanzung zwischen lauter umgestürzten Bäumen wäre ja fast unmöglich. Also weg mit dem Käferholz!

Du hast also keine oder nur minimal Holzeinnahmen gehabt und stehst nun vor der Aufgabe, deinen Wald aufzuforsten. Wovon? Sollst du dein sonstiges Vermögen angreifen, um anzupflanzen und drei Monate später vor deinen vertrockneten Pflanzen zu stehen? (Ist mir mit 6 ha in 2011 passiert!) Und selbst wenn du es schaffst, deine Pflanzen großzuziehen und willst sie nach 50 Jahren verkaufen.....vielleicht wirst du dann wieder abgezockt. Deine 50 Jahre alten Bäume sterben aufgrund irgendeiner Katastrophe ....und wieder mal bekommst du kein Geld für jahrzehntelange Aufzucht und Investition. Dann allerspätestens fragst du dich doch, ob du irgendwie total bescheuert bist, ständig Geld in eine Sache zu pumpen, die immer wieder mit Totalverlusten endet. Folge: Du läßt die Flächen brach liegen. Mag kommen, was mag. Von mir aus ein Campingplatz oder Windkraft oder sonstwas. Das Risiko, viel Geld in Wald zu investieren, gehe ich nicht mehr ein. An jeder Spielbank erziele ich höhere Gewinne als mit Wald.


Verkauf dich bitte an jemanden, der noch Bock auf Eald hat. Du hast damit offenbar vollends abgeschlossen. Schade, so etwas zu lesen.
Was heute ist, ist heute.
Was morgen ist, das ist erst morgen.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Maaze » Sa Sep 03, 2022 6:50

Kormoran2 hat geschrieben:Du hast also keine oder nur minimal Holzeinnahmen gehabt und stehst nun vor der Aufgabe, deinen Wald aufzuforsten. Wovon? Sollst du dein sonstiges Vermögen angreifen, um anzupflanzen und drei Monate später vor deinen vertrockneten Pflanzen zu stehen? (Ist mir mit 6 ha in 2011 passiert!)


Du bist doch Großgrundbesitzer, richtig?

Dann ist natürlich klar, warum du die Flächen nicht mehr bewirtschaften kannst.

Vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken, ein paar (kahle) Parzellen zu verkaufen. An Interessenten sollte es nicht fehlen.
Vom Erlös kannst du dann wieder aufforsten.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon langholzbauer » Sa Sep 03, 2022 8:10

Wer aufgibt hat verloren!
Ich will keinen Zeitraum festlegen und tendiere für eine großzügige Auslegung der gesetzlichen Fristen.
Es bringt auch wenig, gegen die Natur irgend welche knapp verfügbare Pflanzen in die toten Flächen zu hacken.
"Möglichst schnell..."kann auch bedeuten, über Saat, Sukzession und frühe häufige Pflege einen neuen Wald aufzuziehen.
Aber ich habe auch noch gut schreiben, weil unser meister Wald noch steht und wir bisher die finanziellen Rücklagen aus früheren guten Jahren noch nicht angreifen mussten.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Sottenmolch » Sa Sep 03, 2022 8:38

Wer aufgibt hat verloren!
[...]


Sei mir nicht böse, aber dieser Satz ist ein genauso blöder Spruch wie viele andere auch, z.B. "Lebe das Leben als....."!
Meist kommen solche Sprüche von Menschen, die nichtmal in einer ähnlichen Situation sind, geschweige denn überhaupt Ahnung haben.

In Wirklichkeit sieht es doch so aus, dass die Gesetzeslage eine "schnelle natürliche Wiederbewaldung verhindert! Auf der einen Seite möchte man irgendwie den Schaden durch saubere Waldwirtschaft minimieren, was aber nur bei kleinen Befallsherden funktioniert. Auf der anderen Seite zeigt der Staat ganz stolz auf den bayer. Wald. Hier ist nämlich ganz klar zu sehen, das die Wiederbewaldung auf Flächen, auf denen die Käferleichen stehen blieben funktioniert, während die geräumten Flächen vergrasen und auch nach vielen Jahren noch "tot" sind!

Von daher müsste der Spruch heißen, "Wer aufgibt ist der Gewinner!"
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Obelix » Sa Sep 03, 2022 8:39

langholzbauer hat geschrieben:Wer aufgibt hat verloren! ...

Richtig, aber ...
die Waldbauern sollten sich nicht überfordern und müssen nach den schlimmen Jahren
dringend erst mal Luft holen, um sich zu stabilisieren, um zu realisieren, um in Ruhe
zu überlegen ..., um schließlich für sich eine neue Zukunftsperspektive zu finden.

langholzbauer hat geschrieben: ... Ich will keinen Zeitraum festlegen und tendiere für eine großzügige
Auslegung der gesetzlichen Fristen. ...

Gibt es diese Fristen in der Praxis noch?
Ist doch vollkommen überholt, da
- eine Kalamität des derzeitigen Umfangs hat es noch nie gegeben
- umfangreiche Veränderungen in den zu verwendenden Holzarten notwendig sind, um
dem Klimawandel Rechnung zu tragen
- genetische Anpassungen im Pflanzgut noch Zeit benötigen. Fachleute sprechen davon,
dass in erst ca. 10 Jahren die ersten passenden Neuzüchtungen bereit stehen und es
nochmals weitere 5 Jahre dauert, bis eine Verfügbarkeit für alle gewährt ist.

In NRW habe ich den Eindruck, dass es den "Grünen", die momentan die Politik
bestimmen, nicht ganz Unrecht ist, wenn sich auf den Käfer-Flächen erst mal gar nichts
tut. Korrigiert mich bitte, wenn ich das falsch wahrnehme.

Nebenbei:
Die meisten, von der Politik geförderten und forcierten Waldentwicklungstypen basieren
auf Eiche, die derzeit und in den nächsten Jahren bei Weitem nicht ausreichend
verfügbar ist. Ferner gibt es bereits jetzt auch schon Anzeichen, die gegen Eiche
sprechen, da nicht ausreichend trockenheitsresistent.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Obelix » Sa Sep 03, 2022 9:01

Kormoran2 hat geschrieben: ... Die Förster haben aber hundert Jahre lang gepredigt, dass die Waldbauern
Fichte anpflanzen sollen ... Die Forstämter haben also noch bis in die 50er Jahre die Fichte hier durchgedrückt. ...

Kann ich bestätigen.
War wirtschaftlich gesehen ja auch bis 2007 (Kyrill) / 2018 (Trockenheit u. Käferkalamität) auch richtig.

Kormoran2 hat geschrieben: ... Und jetzt reden sie vom Gegenteil. ...

Die jungen, grünangehauchten Förster (Bitte mal drüber nachdenken: Was für ein Typ Mensch mit Abitur entscheidet sich
dafür, Förster zu werden?)
reden das Gegenteil. Die Alten Förster halten sich zurück und geben kaum eigene
Empfehlungen. Sondern äußern sich in der Art "... es wird empfohlen ... ".

Letztendlich ist der Waldbesitzer selbst verantwortlich, für das was er pflanzt und muss sich daher auch selbst
um sehr umfangreiches aktuelles Wissen kümmern, was die meisten Waldbesitzer (da Nebenerwerb)
überfordert.

Kormoran2 hat geschrieben: ... Was Förster predigen, sollte man sich anhören. Aber immer mit der gebührenden Skepsis.

Ja, es gibt viele Empfehlungen, die aber auf ganz unterschiedlichen Interessen beruhen:
a.) Freizeit-/Erholungs interessen der Bevölkerung (für die Politik wichtig, da es um viele Wählerstimmen geht)
b.) Wirtschaftliche Interessen des Waldbesitzers (für die Politik unwichtig, da kaum Wählerstimmen)
c.) Wasserspeicherinteressen (Sicherung der Wasserversorgung der Großstätte)
d.) Energieversorgungsinteressen - Windkraft oder Photovoltaik auf Kalamitätsflächen.
(Ich verstehe z.B. überhaupt nicht, warum Photovoltaik im Wald böse/unerwünscht ist, aber es in Ordnung ist,
gute, ertragreiche landwirtschaftliche Flächen dafür zu opfern. Hat vermutlich mit politischer Lobbyarbeit zu
tun, die bei den Landwirten besser funkt, als bei den Forstwirten.)
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Oberdoerfler » Sa Sep 03, 2022 11:05

Kormoran2 hat geschrieben:Es ist der Witz der Geschichte: Die Förster haben aber hundert Jahre lang gepredigt, dass die Waldbauern Fichte anpflanzen sollen. Hier im Ort lebt noch ein ehemaliger Waldarbeiter, der damals bei uns im Wald gearbeitet hat. Er erzählt, dass es damals Prämien gab für jede gefällte Buche oder Eiche. Die Forstämter haben also noch bis in die 50er Jahre die Fichte hier durchgedrückt. Und jetzt reden sie vom Gegenteil.

Ich war bis 2007 selbst Förster in NRW. Die Sauerländer Waldbesitzer galten schon damals im ganzen Land als stur und beratungsresistent. So sah der Wald im übrigen auch aus. Selbst als man vorgeschlagen hat, es statt der Fichte doch mal mit der Douglasie zu versuchen, haben sie abgewunken. Bei der Fichte wüssten sie schließlich, woran sie sind. Diese Ratschläge gaben die Förster damals schon seit mindestens 20 Jahren en Leuten. Da braucht man sich heute nicht zu beschweren, wenn man diese Ratschläge damals in den Wind geschossen hat. Ja, in den 50er wurde bundesweit wegen der Holzknappheit der Anbau der Fichte gepredigt. Auch, weil man kaum anderes Saatgut hatte und die Buche im Hochsauerland eine 4. - 5. Ertragsklasse auswies. Zu der Zeit war das vielleicht auch gar nicht so falsch. Aber die Zeiten haben sich geändert. Schon seit Mitte der 80er war Fichte-Mono in Niederdurchforstung nur noch bei Förster-Rotwild-Fetischisten beliebt.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon yogibaer » Sa Sep 03, 2022 22:57

Die Douglasie ist für viele Standorte im Sauerland aber auch nicht zu empfehlen.
Gruß Yogi
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon langholzbauer » So Sep 04, 2022 0:50

Keine Sorge @Sottenmolch!
Wir diskutieren hier sachlich.
Da habe ich keinem böse zu sein. :wink:
Der Beitrag von @Obelix , wegen der Überforderung, ist völlig richtig.
Unsere Altvorderen oder die Biebel erzählten was von einen 7- Jahres- Rhythmus, in dem gute, normale und schlechte Zeiten auftreten.
Vielleicht trifft das ja wirklich durchschnittlich seit der Menschengeschichte zu?
Für einen inaktiven Boden und seine Fauna und Flora reichen diese 7 Jahre oft, um sich den geänderten Bedingungen anzupassen.

Je nach Region sind wir erst im 5. oder 4. Dürrejahr.
Es sind sehr oft zu dunkele und überalterte Fichtenbestände durch den Käfer abgegangen.
Da lag/liegt nach der Beräumung nur toter Boden mit Nadelstreu und Reisig da.
Diese Flächen brauchen mindesten 2 feuchte Jahre um durch Humusbildung überhaupt " pflanzwürdig " zu werden.
Zu dieser Standortverbesserung kann aber ein geschultes wachsames Auge und die Nutzung von allem , in diesem Mastjahr verfügbaren Saatgut, besser beitragen, als nichts zu machen.
Diesen Herbst reife Eicheln, Vogelbeeren und sonstige Samen von Laubbaumarten in der Feldflur ernten und auf den Kahlflächen der Tierwelt zur Aussaat anbieten ist für viele kleine Waldbesitzer erfolgversprechender, als irgendwelche exotische neue Baumarten teuer
reinzuhacken.
Wichtiger denn je, wird eine scharfe Jagd auf den Kahlflächen, bis ein flächiger Baumbestand aus " dem Äser gewachsen " ist! :klug:
Unterschätzt bitte nicht die genetische Vielfalt der einheimischen Flora!
Auch Fichten werden in 5 Jahren wieder aufgelaufen sein.
Wenn diese pünktlich und ordentlich nach ihrer Bonität neben genügend anderen Baumarten gepflegt werden, dann bringen sie in spätestens 30 Jahren positive Deckungsbeiträge.

Die mittleren und großen Waldbesitzer in den arg betroffenen Gebieten, wie z.B. @Kormoran, haben da aber oft zu wenig Kapital und müssen das wirklich anders an gehen.
Jedem von ihnen würde ich Windkraftanlagen oder auch temporäre PV auf ihren Flächen gönnen.
Appropo:
Eine Photovoltaikanlage mindestens2 Meter über Boden kann den schützenden Schirm eines Altbestandes ersetzen und neben dem Strom auch biologische Vorteile liefern.
Das sollte vielleicht auch mal als " Brückenlösung" für die nächsten Jahre durchgerechnet werden!
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Kormoran2 » So Sep 04, 2022 1:17

Wir hatten und haben noch einen Douglasienbestand, der die Fichten weit in den Schatten stellte. Schneller Wuchs, resistent gegen Pilzbefall aller Art.
Ein Teil unserer sicherlich 50 Jahre alten Douglasien wurde von Kyrill und den folgenden kleineren Stürmen dahingerafft. Schon damals fiel an den Poltern auf, dass sie beinahe nicht alterten. Während Fichtenpolter schon längst grau wurden, behielten Douglasienpolter ihre rosa Farbe.Genau so wie Lärchenpolter.
Ich kann aus meiner Sicht Douglasien nur empfehlen.
Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter. (Alexander Solschenizyn, zitiert von Peter Hahne)
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Südheidjer » So Sep 04, 2022 2:06

langholzbauer hat geschrieben:Zu dieser Standortverbesserung kann aber ein geschultes wachsames Auge und die Nutzung von allem , in diesem Mastjahr verfügbaren Saatgut, besser beitragen, als nichts zu machen.
Diesen Herbst reife Eicheln, Vogelbeeren und sonstige Samen von Laubbaumarten in der Feldflur ernten und auf den Kahlflächen der Tierwelt zur Aussaat anbieten ist für viele kleine Waldbesitzer erfolgversprechender, als irgendwelche exotische neue Baumarten teuer
reinzuhacken.
Wichtiger denn je, wird eine scharfe Jagd auf den Kahlflächen, bis ein flächiger Baumbestand aus " dem Äser gewachsen " ist! :klug:

Das ist auch meine Empfehlung ohne Fachwissen zu haben. Draufknallen an Samenmaterial was zu kriegen ist. Ich bilde mir ein, daß die Eichen auf dem Hof, von denen ich "ernte" genetisch nicht die schlechtesten sein können, wenn sie jetzt noch durch kommen. Allerdings hat's drei Eichen in den letzen 10 Jahren umgehauen durch Sturm....mindestend eine war allerdings eh fast verreckt, im Forst bestimmt auch nochmal 5...liegen nicht, ober hängen....allerdings jünger als 200 Jahre.

Scharfe Bejagung. Ich hatte vor vielleicht 10 Monaten ein Auto auf dem Kieker, was nachts im Wald parkte und ortsfremdes Kennzeichen hatte....was ist das für ein Vogel? Es stellte sich dann raus (Hundebox um Kofferraum und ich sichtete das Fahrzeug auch auf dem Hof des Jagdpächters), daß es einer der Jäger ist (Genossenschaftsjagd mit einem der Jagdgenossen als Pächter, der aber auch Begehungsscheine ausstellt...müßten so aktuell 4 aktive Jäger auf 600 ha sein, wovon aber vieles nicht bejagbar ist). Mir soll recht sein, wenn gut bejagt wird.

Ich verfolge meine Vorstellung von Low-Input-Forstwirtschaft. Keine Unsummen in Umbau investieren sondern schauen, was kommt. Die Sturm-Kiefern aus Februar liegen noch.....ich glaub' ich muß dem Förster Bescheid sagen, daß er bei Aufarbeitung dann auch in dem Kiefern-Altbestand wie vor Jahren mal besprochen an ein paar Stellen die Eichen-Naturverjüngung etwas freistellt. Die müßten so 40 Jahre sein, aber kommen nicht richtig in die Puschen (vielleicht 5 Meter), weil vermutlich noch zu dunkel obwohl Kiefer drumrum ist. Bei Fichte ist so gut wie nichts...außer vielleicht meine kleinen Eichenpflänzchen von vor vielleicht 3 Jahren bei der Verbuddelaktion in einem Bestand.
Die Fichten wird es vermutlich die nächsten Jahre dahin raffen....aber dann ist vielleicht unten schon ein bischen Eiche. Die NABU-Verwandtschaft gab mir vor vielleicht 4 Jahren den Rat, die Fichte abzuhacken (Kahlschlag), weil "die gehöre da nicht hin". Irre, was bei denen im Kopp rumgeht.
Die Fichten bleiben stehen, solange sie können. Sukzessiv wird ausgedünnt. Mäßig aber regelmäßig müßte es sein...aber ich befürchte, das erledigt die Natur von alleine.

Ich habe auch Verwandtschaft, die versucht den Waldumbau mit der Brechstange.....halt NABU-indoktriniert. Die pflanzt und zäunt und wässert und wenn's Kacke läuft verreckt's alles. Wäre dann verlorene Zeit, wenn keine weitere Nvj sich ansiedeln gehabt haben sollte. Fichte und Douglasie ist des Teufels Werk.

Ich gebe bei Eiche, Birke und Co der heimischen Genetik am meisten Chance.
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