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Borkenkäfersituation

Hier ist nun auch ein Platz für Diskussionen rund ums Holz.

Moderator: Falke

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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon frafra » Sa Mai 04, 2024 9:12

sehr wohl bekomm ich zum bsp. im gartenbau hin das ich meine buchs vor dem zünsler bewahre

die population nahm auch stark ab ,da die überiggebliebenen ein auge darauf haben


karate forst kurz vor dem ausflug ist zu spät!!
wo appliziert wurde(vor dem schwärmflug) ging kein borki ins holz ,nur an den unbehandelten unterseiten zb.

dann gehört abgefahren ,was oft leicher gesagt ist als getan,,
es gibt immer was zu tun , jabajaja........
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Obelix » Sa Mai 04, 2024 13:28

Oberdoerfler hat geschrieben:
Obelix hat geschrieben:Von Fangbäumen und Borkenkäferfallen würde ich dringend abraten.
Die locken Käfer an und schaden mehr, als das sie nutzen.

Sehr richtig. Sie sollen den Käfer ja auch anlocken. Besser er bekommt auf einem Fangbaum heiße Füße,
als dass er in stehendes Holz geht. ...

Der Käfer wird von Fangbäumen und Borkenkäferfallen angelockt.
Der kommt in Massen von weit geflogen.
Dann kurz vor dem Fangbaum oder der Borkenkäferfalle merkt der:
Hier in direkter Nachbarschaft gibt es viel viel leckereres, durch Trockenstress angeschlagenes frisches Holz,
dass für Ihn viel attraktiver ist. Dann darfst Du mal raten wo er rein geht?
So hat es mir der Förster erklärt.

Stell ruhig Fallen auf und mach Fangbäume oder Fanghaufen. In 1-2 Jahren sprechen wir nochmal.

Oberdoerfler hat geschrieben: ... Wenn man die Käfer nicht anlockt, lösen sie sich deshalb nicht in Luft auf.
Sie werden sich nur woanders Fichten suchen. Und genau das will ich nicht. Mit meinem gefährlichen
Halbwissen würde ich sagen: Ihr habt seinerzeit im Sauerland zu wenig zu spät gemacht. ...

Na dann pass mal auf, dass Du bei Dir nicht zuviel zu spät machst und hinterher so welche wie Du
mit dem Finger auf Dich zeigen.

Weißt Du, wir haben das in der Praxis alles durch.
Arrogante Schlauberger hatten wir auch jede Menge. Die hat der Schaden dann eingeholt.

Ich bin wirklich erschrocken darüber, wie hier von noch von bisher nicht betroffenen über hunderte von
Betroffenen geurteilt wird und die als "dumm und faul" hingestellt werden. Anstatt aus deren Erfahrungen
zu lernen.

Aber das war bei uns auch bei Käferbeginn so: "Das nicht Wahrhaben wollen und die Arroganz." Das geht
aber schnell vorbei.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon langholzbauer » Sa Mai 04, 2024 14:02

Da kann ich wesentlich nur zustimmen.
Aber @Oberdoerfler würde ich nicht als Schlaumeier/ Klugscheißer abwerten.
Er hat sich aktiv gewehrt und das Glück gehabt, dass im Umfeld genug Kapazitäten und Engagement da waren, die das auch taten.
Jede geht von seinem eigenen Horizont aus.
Mit einem geregelten Job und nur wenigen ar bis ha kann ein körperlich und geistig fitter WB in einem ebenso aktiven Umfeld für sich schon was erreichen.
Bei größeren und großen WB -Strukturen, wie z.B. @Kormoran bei uns oder gar unterbesetzten Staatsforsten sieht die Sache ganz anders aus.

Wenn da das verkaufte pünktlich aufgearbeitete und am Polter begiftete Käferholz von Ende Mai bis in den September am Weg liegt, kriechen dort in Summe trotzdem mehr Käfer raus, als es braucht, um den Schaden zu potenzieren.
Und genau durch solche Konstellationen hat sich das seit 2019 so hoch geschaukelt.
Das, dafür sehr günstige, Wetter unter dem Deckmantel " Klimawandel" ist doch nur Ausrede für das forstpolitische Versagen.
Denn, vor 75 Jahren ging eine ähnliche natürliche Konstellation über D. hinweg.
Aber damals war " dem Staat und dem Volk" der Wald noch wichtig...
Bauer aus Leidenschaft für Land und Wald...
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon 240236 » Sa Mai 04, 2024 14:15

Genau so ist es. Bei mir in direkter Nachbarschaft hat der Staat, sein Schadholz aufarbeiten (vor ca. 3 Wochen) lassen und zugleich eine massive Durchforstung (90% Brennholz) durchgeführt. Bis heute ich noch kein einziger Knüppel Holz aus dem Wald bewegt worden. Hier schwärmt und wimmelt es von Borkenkäfern. Ist ja auch logisch, denn es riecht ja richtig gut vom Harz :cry: . Habe gestern bei mir schon die ersten stehend befallenen Bäume entnommen. Der Förster vom Staat begründet dieses Handeln: da zur Zeit Hack- und Brennholz sehr günstig sind, besteht keine Eile zum Entfernen.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Obelix » Sa Mai 04, 2024 14:23

langholzbauer hat geschrieben:... Wenn da das verkaufte pünktlich aufgearbeitete und am Polter begiftete Käferholz von Ende Mai
bis in den September am Weg liegt, kriechen dort in Summe trotzdem mehr Käfer raus, als es braucht,
um den Schaden zu potenzieren. Und genau durch solche Konstellationen hat sich das seit 2019 so hoch
geschaukelt. ...

Das Hauptproblem bei uns war, dass zu viele den Käfer zu Beginn nicht ernst genommen haben
und erst mit der Schadenbeseitigung begonnen haben, als große Käferlöcher braun wurden.

Eine Umfrage des Waldbauernverbandes hat ergeben, dass über 30 % der Waldbesitzer
a.) nicht wissen, wo ihr Waldstück liegt.
oder
b.) die letzten 25 Jahre nicht in Ihrem Wald gewesen sind.

Nicht wenige Waldbesitzer erwarteten, dass im kommenden Frühjahr die braun gewordenen Fichten
wieder neue Nadeln bekommen und wieder grün werden.

Das sind allgemeine Werte, dürften also auch in der Umgebung von "Oberdoerfler" nicht viel anders
sein.


langholzbauer hat geschrieben:... Das, dafür sehr günstige, Wetter unter dem Deckmantel " Klimawandel" ist doch nur Ausrede für
das forstpolitische Versagen. ...

Anfangs fanden das viele grüne Politiker gut, dass sich in den bösen Fichten-Monokulturen endlich
mal Käferlöcher bilden und die Artenvielfalt besser wird. Daher kann man den Forstämtern keine
Vorwürfe machen, weil politisch eine Bekämpfung des Käfers unerwünscht war und daher nicht
umgesetzt wurde.

Momentan fährt unsere Wirtschaft in Deutschland gegen die Wand. Viele grüne Politiker finden
das gut, da dadurch weniger Resourcen verbraucht und die Emmisionen geringer werden.
Wovon wir zukünftig mal leben und woher das Geld kommen soll bleibt offen. Momentan gibt
es noch Reserven, von denen man zehren kann. Bin gespannt, wie lange noch.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon langholzbauer » Sa Mai 04, 2024 15:22

Obelix hat geschrieben:...
Anfangs fanden das viele grüne Politiker gut, dass sich in den bösen Fichten-Monokulturen endlich
mal Käferlöcher bilden und die Artenvielfalt besser wird. Daher kann man den Forstämtern keine
Vorwürfe machen, weil politisch eine Bekämpfung des Käfers unerwünscht war und daher nicht
umgesetzt wurde.
....

Einspruch!
Die Kompetenz und der Schverstand war und ist in und mit den Forstämtern flächendeckend vorhanden ( gewesen).
Es fehlt am verantwortlichen Umgang etlicher WB und damit verbunden auch am kritischen Umgang mit ( wen überhaupt vorhandener) Betreuung und eben auch dem Druck von der Basis über Forstämter und WBV auf die übergeordneten Etagen.

Also, ich bin in Summe über die letzten ü. 30 Jahre mit unserem Betreuungsforstamt deutlich zufrieden.
Da gehört für mich auch dazu, dass ich möglichst alle angebotenen Termine für Schulungen, " Neujahrsgespräche" etc. sowohl vom Staatsforst, wie auch vom WBV gerne annehme.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Sottenmolch » Sa Mai 04, 2024 19:12

frafra hat geschrieben:sehr wohl bekomm ich zum bsp. im gartenbau hin das ich meine buchs vor dem zünsler bewahre....

Ich rede nicht von den paar Buchs im Hausgarten. Die kann man mit etwas Geduld auch per Hand absammeln. Wenn überhaupt nötig.
Die Rede ist vom Pflanzenanbau in großen Mengen und das meist noch auf wenig Raum. Wenn man etwas im Griff hat, muss man nicht Jahr für Jahr zwei-, dreimal spritzen, sondern man hat den Punkt erreicht, wo man mit dem Schädling leben kann, weil der angerichtete Schaden nicht ins Gewicht fällt. Und das wird nicht mit Spitzmittel erreicht, sondern mit dem Anbau von geeigneten Pflanzen, auf geeignetem Standort und schon gar nicht in einem hohen prozentualen Anteil einer Art.

Wer etwas in den Griff bekommen will, bekämpft die Ursache und nicht die Symptome! Muss man aber wollen.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Sottenmolch » Sa Mai 04, 2024 19:26

Oberdoerfler hat geschrieben:Die Transferleistung, was Landwirtschaft und Gärtnereien mit dem dem Abfangen von Käferwolken im Wald zu tun haben, bekomme ich nicht auf die Reihe. Lassen wir es einfach dabei, dass wir dort unterschiedliche Meinungen haben.


Das hat nichts mit Transferleistungen zu tun. Es ist schlicht und ergreifend Tatsache, dass sowohl in der Landwirtschaft, Gärtnereien usw., seit Beginn des PSM - Einsatzes kein Rapsglanzkäfer, kein Kartoffelkäfer usw. in den Griff zu bekommen war. Jedes Jahr auf's Neue werden zig Behandlungen gefahren um die Ernte zu sichern.

Ob du gegen den Käfer spritzt oder nicht, bleibt dir überlassen. Ich halte es für sinnlos und werde es auch nicht machen. Bis jetzt bin ich mit normaler sauberer Waldwirtschaft noch immer am besten gefahren. Wer den Käfer mit PSM dezimieren möchte, müsste praktisch den kompletten deutschen Wald begiften und würde somit das Ökosystem Wald in ganz Deutschland kaputt machen. Das kommt für mich nicht in Frage. Nicht für eine Baumart, die ohnehin auf dem Großteil ihres Anbaugebietes nicht mehr zukunftsfähig ist.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Oberdoerfler » Sa Mai 04, 2024 19:35

Obelix hat geschrieben:Dann kurz vor dem Fangbaum oder der Borkenkäferfalle merkt der:
Hier in direkter Nachbarschaft gibt es viel viel leckereres, durch Trockenstress angeschlagenes frisches Holz,
dass für Ihn viel attraktiver ist. Dann darfst Du mal raten wo er rein geht?
So hat es mir der Förster erklärt.

Das scheint ja ein ganz schlauer Förster zu sein. Oder die Käfer sind bei euch schlauer.
Obelix hat geschrieben:Stell ruhig Fallen auf und mach Fangbäume oder Fanghaufen. In 1-2 Jahren sprechen wir nochmal.
Sogar Dr. Niesar räumt die Wirksamkeit von Fallen ein. Dass Du die Meinung eines Försters höher bewertest als die Meinung der NW-FVA und Dr. Niesar ist dein Recht. Folgen kann ich dem nicht.
Obelix hat geschrieben:Na dann pass mal auf, dass Du bei Dir nicht zuviel zu spät machst und hinterher so welche wie Du
mit dem Finger auf Dich zeigen.

Ich zeige auf niemanden mit dem Finger. Es ist bei euch gelaufen, wie an so vielen anderen Orten. Nach Friedericke wurde der Käfer unterschätzt und auf ein feuchte Jahre gehofft. Als die ausblieben nahm die Katastrophe ihren Lauf. Das ist bei euch nicht anders gelaufen als bei uns im Harz und im Solling.
Obelix hat geschrieben:Stell ruhig Fallen auf und mach Fangbäume oder Fanghaufen. In 1-2 Jahren sprechen wir nochmal.

Können wir gerne machen. Ich habe den ganzen Mist durch. Samt Käferwolken, die von einem Tag auf den andern hektarweise Fichten befallen haben. So ganz viel kann mich, glaube ich, nicht mehr erschüttern.
Obelix hat geschrieben:Arrogante Schlauberger hatten wir auch jede Menge. Die hat der Schaden dann eingeholt.

Mich arroganten Schlauberger bisher nicht. Aber wahrscheinlich hatte ich nur Glück...
Obelix hat geschrieben:Ich bin wirklich erschrocken darüber, wie hier von noch von bisher nicht betroffenen über hunderte von
Betroffenen geurteilt wird und die als "dumm und faul" hingestellt werden. Anstatt aus deren Erfahrungen zu lernen.

Als dumm und faul habe ich niemanden tituliert. Würde ich auch nicht. Wie oben beschrieben habe ich den ganzen Mist selber durch. Inzwischen aber im Griff. Sorgen macht mir nur noch der Sturm, weil meine Bäume jetzt plötzlich im Süden und Westen an Freiflächen grenzen. Was soll ich von euch lernen? Das alles nichts hilft? Danke, aber Fatalisten die aufgegeben haben, habe ich hier auch genug.
Zuletzt geändert von Oberdoerfler am Sa Mai 04, 2024 19:50, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Oberdoerfler » Sa Mai 04, 2024 19:48

Sottenmolch hat geschrieben:Es ist schlicht und ergreifend Tatsache, dass sowohl in der Landwirtschaft, Gärtnereien usw., seit Beginn des PSM - Einsatzes kein Rapsglanzkäfer, kein Kartoffelkäfer usw. in den Griff zu bekommen war.

Die flächige Bekämpfung des Rapsglanzkäfers in der Landwirtschaft mit einer punktuellen Bekämpfung des Buchdruckes im Wald mit Hilfe von Lockstoffen zu vergleichen halte ich für sehr weit hergeholt. Damit macht man es sich ein wenig zu einfach.
Sottenmolch hat geschrieben:Wer den Käfer mit PSM dezimieren möchte, müsste praktisch den kompletten deutschen Wald begiften und würde somit das Ökosystem Wald in ganz Deutschland kaputt machen.

Das sehen viele, u.a. die NW-FVA, völlig anders. Den kompletten deutschen Wald zu begiften ist absurd und hat auch niemand vor. Es geht darum, lokal die Käferpopulation runterzufahren, damit sie keine Schäden an bestehenden Beständen anrichtet. Mehr nicht. Wenn Du den Einsatz von PSM ablehnst und mit anderen Verfahren gute Erfolge erzielt hast, ist das völlig in Ordnung.
Oberdoerfler
 
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Kormoran2 » Sa Mai 04, 2024 20:15

Ich habe mit Dr. Niesar Erfahrungen, die fast 20 Jahre zurückreichen.

Das eine Jahr hat er das Aufstellen von Fanghaufen und Kastenfallen dringend gefordert. Zwei Jahre später ruderte er zurück und meinte, Kastenfallen wären nicht zielführend. Lustig, wir hatten gerade über 50 Sterne gekauft, waren für mehrere tausend Euro. Niesar verbot praktisch die Kastenfallen. Nur zu Indikatorzwecken wären sie sinnvoll. Ich habe dann eben 53 Indikatorfallen betrieben.

Das eine Jahr sprach er auch davon, geschlagene Fichten schnellstmöglich wenigstens 300 m entfernt zu lagern. Zwei Jahre später klärte ich ihn darüber auf, dass manche Käferwolke mit der Thermik von weit her angeflogen käme und die 300 m Distanz völlig wirkungslos wären. Er gab mir Recht.

Dann lehrte er uns im Wald, wie man befallene liegende Stämme zu begiften hätte. Sein Mitarbeiter legte einen Vollschutz an, von oben bis unten in Gummi gekleidet mit Gasmake mit Rückenfilter sah der dann aus wie ein Marsmensch. Nach 5 Minuten Arbeit riß er sich die Maske runter und war bei dieser Hitze von oben bis unten schweißgebadet. Anscheinend hatten sie die Maskerade im Büro mal geübt, aber nicht bedacht, dass die Praxis bei großer Hitze über Stock und Stein damit zu klettern, völlig unmöglich war. Im Gespräch mit den herumstehenden, kopfschüttelnden Waldbauern meinte er dann, man könnte unter diesen Umständen auch sehr vorsichtig unter Beachtung der Windrichtung ohne diese ABC-Ausrüstung arbeiten. Na, das hatten wir Waldbauern längst gewußt.

Ich besuche Niesars Veranstaltungen nicht mehr, weil es bei uns nichts mehr zu schützen gibt und weil ich selbst weiß, wie sinnloses Verpulvern von Geld geht. Wir haben schon in den 80er Jahren hier Kastenfallen aufgesstellt. Die waren zu Anfang weiß! Kurze Zeit später hieß es, die weiße Farbe würde die Käfer abschrecken. Also spritzte ich die Kästen schwarz. Wer hier sagt, die Waldbauern hätten das Problem zu spät erkannt, schließt vielleicht von sich selbst auf Andere. Wir haben sehr viel Geld für die Bekämpfung ausgegeben und viele hundert Arbeitsstunden eingesetzt, um die Fallen regelmäßig zu leeren. Es war alles vergebens. Und immer wieder ziehen die akademischen Besserwisser durchs Land und erklären, wie alles zu gehen hat. Mit mir nicht mehr.

Und jetzt kommt der Hammer, nämlich meine Lehre, die ich aus der ganzen Katastrophe ziehe: Hätte ich von Anfang an gewußt, dass der Fichtenwald letztlich nicht mehr zu retten ist, also mit dem heutigen Wissensstand, hätte ich sofort sämtliche Fichten noch im gesunden Zustand geschlagen und sie mit maximalem Erlös verkaufen können. Wenn erst die Panik ausbricht, fallen nämlich die Preise ins Bodenlose und man legt beinahe noch Geld drauf, um wenigstens die Fläche beräumt zu bekommen. Wer heute noch sattgrünen Fichtenwald besitzt, sollte sich das verinnerlichen. Ich habe es bestimmt schon zehnmal geschrieben.
Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter. (Alexander Solschenizyn, zitiert von Peter Hahne)
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Sottenmolch » Sa Mai 04, 2024 21:42

Oberdoerfler hat geschrieben:Die flächige Bekämpfung des Rapsglanzkäfers in der Landwirtschaft mit einer punktuellen Bekämpfung des Buchdruckes im Wald mit Hilfe von Lockstoffen zu vergleichen halte ich für sehr weit hergeholt. Damit macht man es sich ein wenig zu einfach.



Ich vergleiche nicht und schon gar nicht mit Lockstoffen. Du hattest geschrieben, dass du begiftest.
Ich weise darauf hin, daß selbst unter wesentlich besseren, einfacheren Bedingungen PSM nur einen Aufschub von Wochen oder Monaten bringt. Aber keine Lösung.

Oberdoerfler hat geschrieben:...Den kompletten deutschen Wald zu begiften ist absurd und hat auch niemand vor. Es geht darum, lokal die Käferpopulation runterzufahren, damit sie keine Schäden an bestehenden Beständen anrichtet. ...


Absurd ist für mich, einen Flächenbrand mit der Spritzpistole bekämpfen zu wollen und den Lebensraum mit all seinen Individuen außen vor zu lassen. Oder denkst du, dass sich der Käfer nur in den offensichtlich befallenen Bäumen vermehrt?
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Oberdoerfler » So Mai 05, 2024 6:39

@Kormoran2
So ähnlich war es bei mir auch. Ich hatte am Anfang 15 Trinets (von der NW-FVA entwickelt) gekauft dann hieß es auf einmal: Die taugen nichts, nimm Fanghaufen und Holzpolter. Achte beim Aufstellen auf die Windrichtung. Die Trinets und Schlitzfallen seien für "Friendenszeiten" gemacht. Da war ich auch bedient.
Bezüglich der Schutzausrüstung habe ich den "normalen" Vollschutz: Einmal-Chemieanzug, ABC-Maske, Gummihandschuhe und Gummistiefel. Man schwitzt darin, je nach Außentemperatur, sehr schnell. Aber den empfohlenen Überdruckanzug halte ich bei mir für überdimensioniert. Zumal ich mit meiner 15l-Handrückenspritze ohnehin nur kleine Mengen ausbringen kann.
Ich kann euch Sauerländer, die ihre Fichte verloren haben, verstehen. Hier gibt es auch Waldbesitzer, die ihre Käferfichte fast unterhalb der Erntekosten verkaufen sollten. Aber die Lehre "hilft alles nichts" gilt vielleicht nur unter den extremen Witterungsbedingungen von 2018 bis 2022. Ob wir so etwas noch einmal erleben, weiß keiner. Deshalb jetzt sofort alle Fichte abzuhacken sobald der Käfer in Sicht ist, wäre übertrieben.
Oberdoerfler
 
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Obelix » So Mai 05, 2024 9:01

Oberdoerfler hat geschrieben: ... Das scheint ja ein ganz schlauer Förster zu sein. Oder die Käfer sind bei euch schlauer. ...

Der Unterton, der in Deinen Antworten immer wieder durch kommt, ist nicht gut.
Reflektier Dich mal.

Oberdoerfler hat geschrieben:
Obelix hat geschrieben:Stell ruhig Fallen auf und mach Fangbäume oder Fanghaufen. In 1-2 Jahren sprechen wir nochmal.

Sogar Dr. Niesar räumt die Wirksamkeit von Fallen ein. Dass Du die Meinung eines
Försters höher bewertest als die Meinung der NW-FVA und Dr. Niesar ist dein Recht.
Folgen kann ich dem nicht. ...

Du widersprichst mir grundsätzlich. Egal ob das richtig oder falsch ist, was ich schreibe.

Du gibst, wie "Kormoran2" auch schon gepostet hat, eine alte, inzwischen überholte
Meinung von Dr. Niesar wieder. Borkenkäferfallen dienen lediglich dem Nachweis, dass
man Käfer hat und wie stark der Befall ist. Sie reduzieren den Befall im Waldstück
nicht. Das ist inzwischen fachlich gesichert.

Borkenkäferfalle, Trinets und Fanghaufen sind m.E. nur Placebos (Scheinmedikamente),
die kurzfristig gut für die Psyche des Waldbesitzer sind. Weil der Waldbesitzer denk, er
könnte etwas machen und das chancenlos der Witterung ausgeliefert sein noch nicht
realisieren muss.

Ob man den Borkenkäfer in Griff bekommt, hängt von einer umgehenden Aufarbeitung
(Tipp: das doppelte an Fichten noch wegmachen, wie betroffen. D.h. man hat 5 Käfer-
fichten, dann muss man mind. nochmals 10 Fichten zusätzlich drumherum wegmachen,
die noch nichtbetroffen erscheinen.) im Zusammenspiel mit Witterung und Bodenfeuchte
zusammen.

Früher hat man den Abraum verbrannt. Heute sollte man, wenn man den Abraum nicht
zusammenfahren und verbrennen will, mit einem Forstmulcher drüber fahren. Ist m.E.
wichtiger, als den Polter zu begiften, was man aber auch tun sollte.
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Re: Borkenkäfersituation

Beitragvon Obelix » So Mai 05, 2024 9:37

Kormoran2 hat geschrieben: ... meine Lehre, die ich aus der ganzen Katastrophe ziehe: Hätte ich von Anfang an
gewußt, dass der Fichtenwald letztlich nicht mehr zu retten ist, also mit dem heutigen
Wissensstand, hätte ich sofort sämtliche Fichten noch im gesunden Zustand geschlagen
und sie mit maximalem Erlös verkaufen können. ...

Hinterher ist man immer schlauer.

Diejenigen, die jetzt noch im Sauerland Fichte haben (feuchte Nordlagen), sind derzeit
die Könige, da derzeit gute Preise für Fichte erzielt werden können, die vermutlich auch
noch weiter steigen werden.

Allerdings würde ich aus heutiger Sicht sagen, dass Fichtenwalt eine hochriskante Geld-
anlage und ein zocken auf die Zukunft ist. Keiner weiss, wie sich das Klima und die
Niederschlagsmengen bzw. die Verteilung der Niederschläge entwickelt.
(Bei uns in der Gegend sind bei vielen bei 70/80 jähriger Käferfichte nach Aufarbeitung
nur 5 - 10 € am Festmeter übrig geblieben, wenn überhaupt. Das sollte man im Hinter-
kopf behalten, dass es auch so kommen kann, wenn die Holzpreise fallen.)
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