Das Haus, in dem ich lebe, ist ein sogenanntes niedersächsisches Hallenhaus, genauer ein Zweiständerhaus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hallenhaus
Mindestens die tragenden Balken sind alle Eiche. Das Haus steht jetzt 220 Jahre. Wenn ich mir die Balken ansehe, dann stelle ich fest, daß da einige Balken, Streben und Kopfbänder schonmal anderweitig verbaut gewesen sein müssen. Eventuell wurde damals zum Bau auch Balkenwerk aus z.B. einem Abbruch verwendet. Die Heide war immer arm. Von einigen Eichen weiß ich, woher sie kamen. Die wurden damals schon ca 15-20 km transportiert.
Was ich damit sagen will: Eiche hat als Bauholz eine sehr lange Lebensdauer.
Heute hatte ich mich gerade mit meiner internen ISO-Audit-Prüferin über das Thema unterhalten. Sie baut gerade den Hof ihrer Großeltern auf der westlichen Seite vom Truppenübungsplatz Bergen wieder auf, also auch ein Hallenhaus. Der Hof war 20 Jahre unbewohnt. Sie hat mit voller Begeisterung von dem intakten Eichenfachwerk erzählt und wie pfiffig es gebaut ist. Soweit mir bekannt ist die Dame studierte Bauingenieurin, also vom Fach.
Wir sollten unser Holz nachhaltiger nutzen und das ist bestimmt nicht Spanplatte.
Will man allerdings allen Leuten jetzt sofort ein Haus aus Eiche hinstellen, dann wird es vermutlich eng mit nutzungsfähigen Eichen. Auch die Grünen und Naturschützer sind sofort zur Stelle, wenn man eine oder mehrere Eichen fällen will. Auf Hofanlagen stehen meines Wissens nach sogar teilweise wie bei uns die Eichen unter Denkmalschutz. Für jede Entnahme braucht man eine Genehmigung vom Amt.
Und Hofeichen sägt kein Säger gern.
Es sind auch nicht alle Eichen richtig schön gewachsene Stämme.
Ich versuche bei uns den Bestand von Eiche im Wald zu erhöhen. Dieses Jahr gibt es wohl wieder viele Eicheln. Hoffentlich schaffe ich es zeitlich, mal wieder einige davon im Wald zu verteilen.
Problematisch ist aktuell der Holzpreis. Wir haben einen Wald, in dem eine schöne Eichennaturverjüngung hochkommt, ganz von alleine. Die Eichen sind schon 30 oder mehr Jahre alt, aber man sieht es ihnen nicht an. Seit ein paar Jahren steht schon auf'm Zettel die Kiefer als Hauptbaumart dort stellenweise zu entnehmen, damit mehr Licht an die Eichen dadrunter kommt. Aber wenn das Holzgeld nicht reicht um die Erntekosten zu decken, dann überlegt man man sich das zweimal, ob man nicht noch ein paar Jahre wartet und dann wenigstens mit einem kleinen Plus rausgeht. Aber wer hat eine Glaskugel.
Bei wem es passt ist Eiche immer eine gute Beimischung im Bestand.
Alte knorrige Eichen am Wegesrand haben auch ihren Charme. Es muß nicht jeder Baum eine ökonomischen Nutzen haben.