Was tun als Schweinehalter?
Nach dem erneuten Absturz der Notierung für Mastschweine auf 1,19 € und der Ferkelpreisnotierung auf 22 € fragen sich selbst die erfahrenen Profis im Geschäft. „Wie soll das weiter gehen“ Hier gibt es eine emotionale und eine wirtschaftliche Betrachtungsweise. Emotional spricht im Moment einiges dafür erst mal keine Ferkel mehr aufzustallen und Sauen nicht mehr zu besamen. Die Schlagworte sind hier ASP, Corona, Rote Gebiete, Kupierverzicht und eine veröffentlichte Meinung, die gefühlt jede Woche mit neuen Forderungen an die Bauern herantritt.
Wirtschaftlich ist es deutlich einfacher: Wenn ich die variablen Kosten nicht mehr decken kann, muss ich kurzfristig aufhören zu produzieren.
Die Kosten stehen fest: Ein Ferkel kostet zwischen 30 und 40 €. Das Futter ca. 65 € und die sonstigen Kosten liegen bei ca. 5 € Zusammen ca. 105 € Jetzt muss man sich nur noch eine Frage beantworten: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass am 01. März die Mastschweinenotierung bei ungefähr 1,12 € liegt also noch etwas tiefer als heute.
Für den Ferkelerzeuger stellt sich die gleiche Problematik mit anderen Zahlen wie folgt dar: Futter: 29 € Jungsauen 5 €
Tierarzt 7 € Wasser / Energie 3 € Sonstiges 2 € (Fremd-) AK 6 € Summe 52 €
Und hier lautet die Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit knapp 200 Tage nach der Besamung -also von heute an gerechnet ungefähr am 01.Juni 52 € für das 30 kg Ferkel zu bekommen. Also 10-15 € mehr als heute
Für mich erklärt sich an diesen Durchschnittszahlen (jeder Betrieb hat natürlich andere) das Problem sehr deutlich
Der Ferkelerzeuger kann langsamer und schlechter auf das Preistief reagieren- ist aber der, der der eigentlich eher reagieren müsste.
Ich glaube das nennt man ein Dilemma.
Wir hier werden das tun, was wir schon in 1993, 1998,2003 2010, 2015 und 2018 getan habe: Weiter machen, Liquidität sichern und das Prinzip Hoffnung anwenden. In 1993, 1998, 2004 und 2010 haben wir in solch Niedrigpreisphasen ja noch die Sauenhaltung erweitert- das verkneifen wir uns aber seitdem.
Ich will aber auch so ehrlich sein und sagen, dass ich jeden Kollegen verstehen kann, der Angesichts schlechter wirtschaftlicher Daten und ungelöster politischer Fragen sagt: „Das tut ich mir auf Dauer nicht mehr an“ Wer sowieso aufhören will, der sollte es jetzt tun.
Andererseits ist „Aufhören“ oder „Durchhalten“ auf Dauer auch nicht das, was den Unternehmer ausmacht.
Viele von uns versuchen entweder die Schweinehaltung behutsam weiterzuentwickeln um eventuell in einer Nische Mehrerlöse zu generieren- andere probieren neuen Geschäftsfelder aus. Für die alles benötigen wir aber Kapital, welches wir mit den bisherigen Produktionsverfahren erst mal verdienen müssen